LESERSTIMMEN
Langatmige Themenverfehlung
Betrifft: „Unreif und unverschämt“von Karl Heinz Gruber
der Standard, 3. 6. 2020 Die kritisierten Maturanten haben sich in einem missglückten Matura(benotungs)system völlig legal und regelkonform verhalten. Sie haben dieses System kritisch reflektiert und sich darin selbstbestimmt wie auch selbstverantwortlich so verhalten, wie es ihren Interessen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten entsprach, ohne damit sich oder anderen zu schaden.
Sie haben ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft dort gezeigt, wo es ihnen sinnvoll und wichtig erschien, und haben sich dort selbstverantwortet zurückgenommen, wo sie eine solche Sinnhaftigkeit für sich nicht erkennen konnten. Was, außer dem Matura(benotungs)system, das die Maturanten nicht zu verantworten haben, soll daran verwerflich sein? Ich würde das Verhalten der Maturanten eher als Indiz für Mündigkeit und als eine wichtige Komponente von Studierfähigkeit und (Allgemein-)Bildung sehen und wertschätzen.
Grubers langatmige Verweise auf die Situation in anderen Ländern sehe ich als Themenverfehlung: Die von ihm diskreditierten Maturanten hatten es mit dem österreichischen Maturasystem und dessen Auswirkungen auf ihre Bewährung im Beruf oder im Studium zu tun, nicht mit den jeweils anderen Situationen in diversen anderen Ländern. (Nicht alles was auf beiden Beinen hinkt, ist ein sinnvoller Vergleich.)
Ich weiß nicht, „welcher Teufel Herrn Gruber geritten hat“(frei nach K. H. Gruber), ich denke aber, er sollte sich bei den von ihm diskreditierten Maturanten für seine verbalen Entgleisungen entschuldigen. Und allen Maturantinnen und Maturanten kann ich als Universitätslehrer versichern: „So sind wir nicht!“(Jedenfalls nicht alle.) Werner Peschek, per Mail
Geschichtsverweigerung
Betrifft: „Neues Biedermeier für Hitlers Geburtshaus“von Wojciech Czaja der Standard, 3. 6. 2020 Die „Neutralisierung“und damit Entsorgung des Mahnsteines vor dem Hitlerhaus in Braunau in das „Haus der Geschichte“nach Wien wäre ein verheerendes Zeichen der Geschichtsverweigerung in Österreich – auch der Weltöffentlichkeit gegenüber! Der Mahnstein vor dem Hitlerhaus hat im „Haus der Geschichte“in Wien nichts verloren, er ist für Braunau und als Mahnung vor dem Hitlerhaus konzipiert worden.
Der geplante Einzug der Polizei in das neugestaltete Gebäude ist für mich ebenfalls fragwürdig. Offensichtlich erhofft man sich damit, ein Zeichen der Verantwortung zu setzen, das auch nach außen wirkt. Die Polizei ist ja nicht angreifbar als Hüterin der
Gesetze. Dennoch bleibt für mich ein schaler Nachgeschmack: Die Polizeistation hilft neben der Architektur mit, elegant die beabsichtigte „Neutralisierung“der Geschichte und des Ortes „Hitlerhaus“zu suggerieren. Es ist mir unverständlich, wie die zuständigen Stellen im Innenministerium dazu kommen, eine derart unsensible Vorgangsweise überhaupt zu erwägen!
Ich appelliere an das Innenministerium sowie an alle dafür verantwortlichen Politiker und Entscheidungsträger, das bisherige Konzept zu überdenken und eine verantwortungsvolle, den geschichtlichen Tatsachen Rechnung tragende Entscheidung zu finden! Eine „Neutralisierung“der Geschichte leugnet ebendiese Geschichte – damit wird auch das unsagbare Leid, das die nationalsozialistische Ideologie über Millionen von Menschen gebracht hat, neutralisiert! Eine persönliche Anregung von meiner Seite:
Vielleicht sollte man neben Architekten auch andere Künstler zur Gestaltung und Belebung dieses Hauses einladen. Auch ein „Haus der Verantwortung“, wie seit Jahren von Andreas Maislinger vorgeschlagen, ist ein alternativer Ansatz. Walter Krenn
5280 Braunau am Inn
Bild ohne Veränderungen
Betrifft: „Satellitenbilder zeigen Folgen des Lockdowns“
der Standard, 6./7. 6. 2020 Die Abbildung zum Artikel sagt nichts aus, außer dass über Europa unterschiedliche Levels an NO - Konzentrationen zu erkennen sind.
Abgebildet ist eine Satellitenaufnahme, die fast ganz Europa zeigt. In der Bildmitte ist die Abbildung durch eine senkrechte Linie geteilt. Daraus sind natürlich keinerlei Rückschlüsse auf Veränderungen irgendwelcher Art abzuleiten. Erkennbar ist nur, dass die NO -Levels im Westen höher sind als im Osten.
Christian Armbruster, per Mail