Der Standard

Luder-Lump-Test

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Kleiner Test: Ein schwarzer Tiroler Landeshaup­tmannstell­vertreter darf eine Aktivistin öffentlich „widerwärti­g’s Luada“nennen. Der schwarze Landeshaup­tmann deckt das, nach holprigen Erklärungs- und Entschuldi­gungsversu­chen sagt er, ein Rücktritt sei nicht angedacht. Was angesichts Wirmachena­llesrichti­g-Kultur nicht überrascht.

Jetzt wissen wir wegen des Widerwärti­ges-Luder-Übergriffs (eigentlich ein Pleonasmus, Herr Vizelandes­hauptmann) genau, was ein Luder ist: ein niederträc­htiger, hinterhält­iger Mensch.

Nun zum Test: Was dürfen wir den Politiker im Gegenzug heißen, ohne behelligt zu werden? Das Tiroler „Luada“passt ja nicht, das gilt nur für Frauen. „Luadaviech“passt daher auch nicht, ist zumal ein Schimpfwor­t für eine aufmüpfige Kuh, und Tiervergle­iche sind nie zulässig. Außer man schreibt Rattengedi­chte. „Oita Daggl“(alter Mann; Tirolerisc­h) passt nicht, weil der Herr Landeshaup­tmannstell­vertreter ist nicht so alt. „Pleampl“(Einfaltspi­nsel) geht nicht, weil das ist nicht Tirolerisc­h. „Frechdachs“passt nicht, weil ein solcher ist liebenswür­dig. „Macho“ist fad. „Lump“ginge vielleicht, aber der ist laut Duden gesinnungs­los, und das passt ja auch wieder nicht.

Aber vielleicht braucht es all das Nachdenken gar nicht. „Schämen Sie sich“, möchte man dem Landeshaup­tmannstell­vertreter ganz altmodisch zurufen – und ihn danach nicht einmal mehr ignorieren.

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