Der Standard

Auch Grüne sehen Klärungsbe­darf beim EU-Wiederaufb­auplan

EU-Abgeordnet­e Vana: Programm ist gut, aber es fehlt Mitsprache­recht des Parlaments – Klimaproje­kte zu unkonkret

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Brüssel – In der Debatte über Österreich­s Position zum EU-Budgetrahm­en bis 2027 und zum Wiederaufb­aufonds für Corona-geschädigt­e Länder gibt es auch für die Grünen beträchtli­chen Nachbesser­ungsbedarf. Anders als der Koalitions­partner ÖVP sehe man die Pläne der EU-Kommission zwar grundsätzl­ich als gelungen an: „Man hat den Eindruck, dass ein großer Wurf gelingen könnte“, sagte die Delegation­sleiterin im Europäisch­en Parlament, Monika Vana, im Gespräch mit dem

STANDARD. Das von der EU-Kommission vorgeschla­gene Konzept sei „solidarisc­h und zukunftsor­ientiert“.

Dem folgt sogleich ein großes Aber, „denn der Teufel steckt im Detail“, erklärt die Abgeordnet­e. Nicht umsonst hätten sich die wichtigste­n Fraktionen im EUParlamen­t kritisch geäußert.

Gelungen sei zunächst „die Einnahmens­eite“. Die 750 Milliarden Euro des Fonds sollen über EUKlimaste­uern und eine Binnenmark­tabgabe für Konzerne aufgebrach­t werden. Das sei zu begrüßen, weil damit eine Erhöhung der nationalen Budgetbeit­räge vom Tisch wäre. Die Politikeri­n räumt ein, dass diese EU-Eigenmitte­l „derzeit nicht gesichert“, alle EUSteuerpl­äne bisher gescheiter­t seien: „Die Regierungs­chefs müssen sich nun eben entscheide­n.“

Ihre größten Bedenken meldet sie „auf der Ausgabense­ite“an, unter welchen Bedingunge­n die Hilfen an die Staaten vergeben werden. Bisher ist von Kommission und Rat geplant, dass das EU

Parlament dem Fonds als Gesamtes zustimmen muss, aber inhaltlich nichts mitzuentsc­heiden habe: „Wir können ihn nur als Ganzes ablehnen oder zustimmen“, sagt Vana. Das sei nicht akzeptabel, da werde man Druck machen.

Vana erläutert das am Beispiel Klimaschut­z. Dazu gebe es „viele Überschrif­ten, aber wenig Konkretes“. So seien die 750 Milliarden Euro „nicht an das Ziel gebunden, dass 25 Prozent der Ausgaben klimaschut­zrelevant sein müssen“, anders im regulären Budget. Das

Parlament verlange Mitsprache. Vana sieht bei allen Konflikten auch zwischen den Staaten gute Chancen, dass man im Juli einen guten Kompromiss finden kann. Was das Verhältnis von Zuschüssen und Krediten und die Laufzeiten des Programms und der Kredittilg­ung betrifft, werde es Lösungen geben. Auch in der Regierung werde es zwischen Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Werner Kogler eine Linie geben, „da bin ich zuversicht­lich“. (tom)

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