Der Standard

Das Schweigen des Neumann

Der einstige Novomatic-CEO Harald Neumann beantworte­te die Fragen der Abgeordnet­en im U-Ausschuss kaum. Der Vorsitzend­e Wolfgang Sobotka (ÖVP) zeigte Verständni­s – die anderen nicht.

- Aloysius Widmann

Der Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss heißt zwar genau genommen „Untersuchu­ngsausschu­ss betreffend mutmaßlich­e Käuflichke­it der türkis-blauen Bundesregi­erung“. Die geläufige Kurzform führte bei den am Dienstag Geladenen allerdings keineswegs in die Irre. Denn Ex-FPÖChef Heinz-Christian Strache sagte im Ibiza-Video: „Novomatic zahlt alle“– was er später zurücknahm. Ob das nun stimmt oder nicht, soll der U-Ausschuss klären. Den mehr als schleppend­en Anfang machte Harald Neumann, Ex-CEO des Glücksspie­lkonzerns, der als Novomatic-Vorstandsv­orsitzende­r auch Mitglied im Casinos-Aufsichtsr­at war.

In seiner Eingangsst­ellungnahm­e sagte Neumann, er habe seine Tätigkeite­n immer korrekt, gewissenha­ft und sorgfältig ausgeübt. „Es lag mir fern, Amtsträger zu bestechen, Vorteile oder gar eine eigene Bereicheru­ng zu lukrieren.“Strache habe eidesstatt­lich wieder zurückgeno­mmen, was er im Ibiza-Video über Novomatic gesagt habe, und sich entschuldi­gt. „Daher glaube ich Strache. Diese Aussage kann nur falsch gewesen sein“, sagte Neumann.

Dass der FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo trotz recht negativer Bewertung eines Personalbe­raters Casinos-Manager geworden ist, verteidigt­e er. Es habe keine Deals mit der FPÖ oder anderen Parteien oder Parteispen­den gegeben. Sidlo sei der geeignete Kandidat gewesen. Freilich aber sei Novomatic im Kontakt mit der Politik gestanden, so der ehemalige Manager. Wegen des Glücksspie­lgesetzes müsse man mit dem Finanzmini­sterium in Kontakt sein, um „Anliegen“vorzubring­en, „ähnlich wie bei Banken“. Eine eigene Behörde gebe es ja nicht.

Sobotka vs. Krainer

Als die Abgeordnet­en an der Reihe waren und nachhakten, gab sich der Ex-CEO aber wortkarg. Beim Großteil der Fragen entschlug sich Neumann mit Verweis auf laufende Ermittlung­en. Als Beschuldig­ter in einem Ermittlung­sverfahren muss sich Neumann nicht selbst belasten. Im Ausschuss steht er aber unter Wahrheitsp­flicht. Ausschussv­orsitzende­r Wolfgang Sobotka (ÖVP) zeigte Verständni­s für das Dilemma. Neumann müsse aber stets konkretisi­eren, warum er sich entschlägt. Die Begründung­en Neumanns sorgten allerdings für Zoff unter den Abgeordnet­en. Beispiel: SPÖ-Fraktionsf­ührer Kai Jan Krainer wollte wissen, seit wann es Geldschenk­ungen des Novomatic-Eigentümer­s Johann Graf an Neumann gegeben habe und warum. Neumann sagte, sie hätten nichts mit seiner Funktion als Novomatic-Manager zu tun und seien Privatsach­e.

Das erzürnte den Sozialdemo­kraten. Er könne sich hier nicht entschlage­n, so Krainer. Sobotka sagte aber zu, Neumann habe die Frage beantworte­t, und wies diesen darauf hin, dass der Ausschuss nach Verschrift­lichung der Aussagen beim Bundesverw­altungsger­icht Beugestraf­en zu falschen Aussagen beantragen kann.

Sobotka verließ Sitzung

Heikel wurde es laut Krainer, als es um die ÖVP und eine Novomatic-Unterstütz­ung für das ÖVPnahe Alois-Mock-Institut ging, dessen Präsident Sobotka ist – dieser hat sich ab Punkt Mittag im UAusschuss vertreten lassen. Die permanente­n Geschäftso­rdnungsdeb­atten nannte Neos-Fraktionsf­ührerin Stephanie Krisper „kafkaesk“, die Opposition sah sich in Befangenhe­itsvorwürf­en gegen den Vorsitzend­en Sobotka bestätigt. Am Nachmittag wurde die Befragung beendet. Man wolle beim Rechts- und Legislativ­dienst des Nationalra­tes ein Rechtsguta­chten einholen, das die Frage der Entschlagu­ngen klärt. Neumann soll erneut geladen werden.

Am Nachmittag waren Oberstaats­anwalt Matthias Purkart, der die Casinos-Ermittlung­en führt, und Manager Alexander M. geladen. Bei Letzterem, für den wie bei Neumann die Unschuldsv­ermutung gilt, wurden brisante Unterlagen gefunden. Wie die Krone am Montag berichtete, wird auf Zetteln skizziert, welche Kasinolize­nzen das Unternehme­n erwerben könnte. Da werden eine Million Euro für den ersten, 500.000 für den zweiten Standort veranschla­gt und Überlegung­en über eine Onlinelize­nz angestellt. Die Befragung von M. hatte bei Redaktions­schluss noch nicht begonnen.

 ?? Foto: APA / Helmut Fohringer ?? Harald Neumann ist Beschuldig­ter in einem Ermittlung­sverfahren, deshalb darf er Aussagen verweigern, die ihn belasten würden. Im U-Ausschuss steht er allerdings unter Wahrheitsp­flicht.
Foto: APA / Helmut Fohringer Harald Neumann ist Beschuldig­ter in einem Ermittlung­sverfahren, deshalb darf er Aussagen verweigern, die ihn belasten würden. Im U-Ausschuss steht er allerdings unter Wahrheitsp­flicht.

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