Portfolio berufener Meister
Heimische und internationale Stars im Angebot der Sparte Klassische Moderne
Hier Rudolf Wacker, der in den 1920er-Jahren kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte und dennoch seiner Berufung als Maler folgte. Dort der heilige Sebastian, der für seine Überzeugungen starb. Dass sich der Künstler mit diesem Märtyrer identifizierte, lag quasi auf der Hand und ist über eine geschnitzte Skulptur aus seinem Besitz dokumentiert, die er 1927 in einem Stillleben verewigte. Das Werk des bedeutenden Vertreters der Neuen Sachlichkeit in Österreich gehört zu den Meisterwerken, die das Dorotheum aktuell in der Sparte Klassische Moderne bereithält.
Welche Relevanz dem zeichnerischen OEuvre Gustav Klimts schon früh beigemessen wurde, belegt ein Portfolio mit 25 teils farbigen Lichtdrucken, die Gilhofer & Ranschburg 1919 verlegte. Die reproduzierten Zeichnungen stammten aus der legendären Sammlung Lederer. Den zehn Luxusausgaben war jeweils eine Originalzeichnung beigelegt worden: beim Exemplar Nr. 2 etwa ein sitzender Mädchenakt, der separat und ebenso wie das Portfolio nun einen neuen Besitzer sucht.
Im Angebot finden sich auch zahlreiche Höhepunkte internationaler Herkunft. Dazu gehört neben Franz von Stucks Gemälde Faun und Bacchus (1905) die Gemüsekarren – Hundekarren (1906) betitelte dörfliche Szene von Max Liebermann, dem Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Repräsentativ für das Schaffen seines französischen Kollegen Auguste Renoir steht die kleinformatige Landschaft Arbre à Cagnes, au loin la mer (1896), in der er auf die für ihn typische Weise Impressionismus und Klassizismus fusionierte.
Neben den alten italienischen Meistern gehörten auch Franzosen vom Range eines Corot oder Cézanne, auch Picasso, Braque und Derain zu den Begleitern des künstlerischen Weges von Giorgio Morandi. Erkennbar in einer Landschaft aus dem Jahr 1927, die Anklänge von Corot und Cézanne aufweist.
Eine Italienreise führte im Falle Tamara de Lempickas wiederum erstmals 1911 zu einer Auseinandersetzung mit der Malerei der italienischen Renaissance, die ihre eigene künstlerische Entwicklung prägte. Beispielhaft dafür steht das um 1952 entstandene Gemälde Mädchen mit weißem Tuch, bei dem es sich, der Überlieferung nach, um die Enkelin Lempickas handeln soll. Das Skulpturenhafte des unvollendet gebliebenen Gesichtes rückt die Physiognomie der Dargestellten in den Hintergrund und richtet das Augenmerk des Betrachters auf das weiße, bauschig drapierte Tuch.