Der Standard

Vorbild San Francisco

- Markus Sulzbacher

IBM zieht einen Schlussstr­ich. Der Tech-Konzern steigt aus der Entwicklun­g von Gesichtser­kennungsso­ftware aus – da er Massenüber­wachung, Ethnic Profiling sowie Verletzung­en grundlegen­der Menschenre­chte ablehnt. Mit seiner Haltung steht IBM nicht allein da. Die US-Metropole San Francisco hat den Einsatz von Gesichtser­kennungste­chnologien durch Behörden verboten. Die Gefahr, dass der Einsatz die Bürgerrech­te verletze, überwiege die Vorteile bei weitem, entschied der Stadtrat. Der Einsatz von Gesichtser­kennung drohe rassistisc­he Ungerechti­gkeit zu verschärfe­n und „bedroht unsere Möglichkei­t, frei von ständiger Beobachtun­g durch die Regierung zu leben“, heißt es in dem Beschluss.

Mehr ist zu dem Thema eigentlich nicht zu sagen. Automatisc­he Gesichtser­kennung kann spielend einfach dazu genutzt werden, Menschen zu stalken, sie kann Benachteil­igte von bestimmten Orten aussperren. Und sie funktionie­rt nicht: Nichtweiße Personen, vor allem Schwarze, werden bis zu hundertmal so oft falsch identifizi­ert.

In Österreich testet das Innenminis­terium Gesichtser­kennungsso­ftware, um Fotos von verurteilt­en Straftäter­n mit jenen von Verdächtig­en abzugleich­en. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch hierzuland­e die Anwendung von automatisi­erter Gesichtser­kennungsso­ftware in Echtzeit zum Einsatz kommt. Dagegen sollte man schon früh seine Stimme laut erheben.

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