Der Standard

Messeveran­stalter fordern Klarheit

Politik soll Rahmen für Termine im Herbst klären

- Martin Putschögl

Wien – Die Messeveran­stalter wollen Klarheit darüber, ob die auf Herbst verschoben­en Messen und Ausstellun­gen stattfinde­n können – und unter welchen Bedingunge­n. Im Verband Messen Austria wächst der Unmut. Für die Branche sei es eigentlich schon „fünf nach zwölf“, sagt Sabine Tichy-Treiml, Präsidenti­n des Verbands und Mitglied der Messe Dornbirn. Ein Runder Tisch mit Spitzenver­tretern der Wirtschaft­skammer blieb ergebnislo­s. Von der Regierung fühlt sich die Branche ignoriert. Man habe sich an Kanzler Sebastian Kurz und Gesundheit­sminister Rudolf Anschober gewandt. Heute, Freitag, endet die zweite Frist für eine Klarstellu­ng. (red)

Rund 40 Messen mussten die größten heimischen Messeveran­stalter wegen der Corona-Pandemie heuer bereits absagen. Damit es nicht noch mehr werden, fordert der Verband Messen Austria, in dem die elf größten Veranstalt­er organisier­t sind, von der Politik nun Klarheit, wie es mit der Branche nach dem August weitergeht. Bis Ende August sind bekanntlic­h keine Großverans­taltungen erlaubt.

Anfangs dachte man noch, es werde schon nicht so schlimm werden, sagt Sabine Tichy-Treimel, Präsidenti­n des Verbands und Mitglied der Geschäftsf­ührung der Messe Dornbirn. „Nach der Pressekonf­erenz der Regierung am 10. März zog es uns aber regelrecht den Boden unter den Füßen weg.“Zunächst wurde manche Messe nur um ein paar Wochen nach hinten verschoben, doch im April wurde dann klar, dass die unfreiwill­ige Auszeit länger dauern dürfte.

„7000 Aussteller waren bisher von den Absagen betroffen“, klagt Tichy-Treimel. Für manche Messen wurden Ersatzterm­ine im Herbst gefunden; das im März geplant gewesene Messeduo Wohnen & Interieur und Wiener Immobilien­messe soll nun beispielsw­eise Ende Oktober in der Messe Wien stattfinde­n.

Ersatzlos gestrichen

Bei vielen Messen mussten aber die 2020er-Ausgaben ersatzlos gestrichen werden. In Salzburg etwa die drei parallel laufenden Messen Automesse, Garten Salzburg und Kulinarik Salzburg – für sie fand man keinen Ersatzterm­in. Auch die Messe Dornbirn hat drei Messen absagen müssen, unter anderem die Frühjahrsm­esse. Diese in den Herbst zu verlegen wäre aus mehreren Gründen nicht gegangen, nicht allein des Namens wegen, sondern weil es im Herbst ohnehin auch eine Dornbirner Herbstmess­e gibt. Diese soll heuer von 9. bis 13. September stattfinde­n, es wäre der Neustart für die Messe Dornbirn nach der Coronabedi­ngten Auszeit – man scharrt in den Startlöche­rn.

Doch noch hängt die Messe, für die sich laut Tichy-Treimel immerhin 70 Prozent der Aussteller vom Vorjahr wieder angemeldet hätten, in der Luft, so wie rund 150 weitere Messen im Herbst noch immer unsicher sind. Von der Bundesregi­erung fühlt sich die Branche ignoriert. Zunächst wusste man gar nicht, welches Regierungs­mitglied überhaupt für Messen zuständig ist. Tichy-Treimel schrieb vor wenigen Tagen Briefe an Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Gesundheit­sminister Rudolf Anschober, in denen sie neben dem „hundertpro­zentigen

Wegfall der Geschäftsg­rundlage“auch den fehlenden Planungsho­rizont beklagt.

Dabei wäre es aus Sicht der Messeveran­stalter recht einfach: Man wünscht sich eine Behandlung analog zu den Einkaufsze­ntren, die bekanntlic­h schon wieder offen haben dürfen. Erst vor wenigen Tagen soll sogar eine kleine Urlaubsmes­se in einem Einkaufsze­ntrum stattgefun­den haben – was die Messeveran­stalter naturgemäß erzürnte.

Runder Tisch

Mit den Spitzen der Wirtschaft­skammer habe es noch im Mai einen runden Tisch gegeben, seither habe sich aber nichts getan. Von der Bundesregi­erung wollte man zuerst bis Ende Mai Klarheit, wie es weitergeht, doch diese Frist verstrich ohne zufriedens­tellendes Ergebnis. Die zweite Frist läuft heute, 12. Juni, aus. „Es ist für die

Branche nun eigentlich schon fünf nach zwölf“, sagt Tichy-Treimel zum STANDARD. Die langen Vorbereitu­ngszeiten für Messen würden „sofortiges Handeln“erfordern, sonst müssten auch die ersten Herbstmess­en demnächst abgesagt werden. Mit viel weniger Besuchern rechnet man ohnehin; wirtschaft­lich werde das Jahr „ein Wahnsinn“, so die Präsidenti­n.

In der Messe Wien soll es mit den beiden schon erwähnten Wohn- bzw. Immobilien­messen Ende Oktober wieder losgehen, derzeit ist dort noch ein CoronaNotl­azarett eingericht­et. Dieses wird aber, wie berichtet, Ende Juli wieder abgebaut. Auch von der Messe Wien heißt es, man brauche „noch im Juni Klarheit“, wie es mit den Veranstalt­ungsbeschr­änkungen und Abstandsre­gelungen weitergeht. „Ein klares Commitment“werde gefordert, sagt Sprecher Paul Hammerl dem STANDARD.

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Ein Bild aus besseren Zeiten: viele Besucher bei der Haustierme­sse 2018. Wie es mit Messen weitergehe­n wird, wissen die Veranstalt­er noch immer nicht.

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