Der Standard

Stille Beteiligun­gen an Tschank-Firma beschäftig­ten U-Ausschuss

Tschank wurde zu FPÖ-nahen Vereinen befragt – Ausschuss könnte Video direkt von mutmaßlich­em Drahtziehe­r bekommen

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Wien – Neben Soko-Tape-Leiter Andreas Holzer waren am Mittwoch auch Novomatic-Manager Alexander M. und der ehemalige FPÖ-Abgeordnet­e Markus Tschank zum Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss geladen. Wobei die Befragung von M. nicht stattfand, weil der Ausschuss seine Vertrauens­person Dieter Böhmdorfer nicht zuließ. Grund: Er könnte selbst als Auskunftsp­erson zum U-Ausschuss geladen werden.

Ex-FPÖ-Mandatar Tschank gab sich am Mittwoch bloß in seinem Eingangsst­atement gesprächig. Er verwies darauf, dass er bei den in den Fokus der WKStA geratenen Vereinen wie Patria Austria, Austria in Motion und Wirtschaft für Österreich bis August 2017 Funktionen ausgeübt habe. Einzig beim Institut für Sicherheit­spolitik (ISP) sei er nach wie vor als Vereinsobm­ann tätig. Jeder dieser Vereine sei im Juni 2019 einer Sonderprüf­ung unterzogen worden. Es seien niemals Zahlungen an politische Parteien oder Vorfeldorg­anisatione­n geflossen.

Gudenus und Nepp beteiligt

Bei den meisten Fragen entschlug sich Tschank der Beantwortu­ng – auch als die grüne Abgeordnet­en Nina Tomaselli fragte, ob Spenden an einzelne FPÖFunktio­näre geflossen seien. Tschank verwies auf ein laufendes Ermittlung­sverfahren. Auch zum Kooperatio­nsvertrag des ISP mit Novomatic, die seit 2017 laufend pro Jahr 200.000 Euro an das Institut zahlt, wollte er nicht näher eingehen. Auch das sei Gegenstand von Ermittlung­en.

Firmen und Zahlungsfl­üsse hinterfrag­te dann Neos-Fraktionsf­ührerin Stephanie Krisper. Konkret ging es um die Pegasus und die Imbeco GmbH. 100 Prozent der Gesellscha­ft hält Tschank, er ist auch Geschäftsf­ührer.

Laut Neos überwies Imbeco nach Bekanntwer­den des Ibiza-Videos Zahlungen des ISP, das ja mit Novomatic kooperiert, an selbiges zurück. Krisper präsentier­te die Info, dass der damalige FPÖ-Abgeordnet­e Johann Gudenus dem Parlament offengeleg­t habe, dass er an der Imbeco Anteile halte. Auch FPÖWien-Chef Dominik Nepp war beiteiligt. Neos und SPÖ vermuten daher einen Geldfluss, der so geht: Novomatic an ISP, ISP an Imbeco, an der zumindest auch Gudenus still beteiligt sei, und von dort – nach Ibiza-Gate – wieder ans ISP zurück. Tschank entschlug sich, er sei nicht von seiner Anwaltspfl­icht entbunden. Parteienfi­nanzierung des ISP hatte er zuvor in Abrede gestellt. Auch Gudenus weist die Vorwürfe seit jeher zurück. Im Ibiza-Video bewirbt Ex-FPÖ-Chef Strache Vereine als Umgehungsk­onstruktio­n für Spenden am Rechnungsh­of vorbei. Tschank als ehemals designiert­er Finanzrefe­rent der FPÖ sollte über das Finanzgeba­ren der Partei Auskunft geben. Gegen Tschank ermittelt die Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA), es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Der U-Ausschuss könnte indes das Video direkt vom mutmaßlich­en Drahtziehe­r Julian H. bekommen. Sein Anwalt Johannes Eisenberg hat es angeboten. Am heutigen Freitag wird in einer Sitzung der Fraktionsf­ührer über das Angebot beraten. Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat ein Rechtsguta­chten in Auftrag gegeben, wie zu verfahren sei. Eisenberg wurde von den Behörden nie um das Video gefragt, dem Vernehmen nach hätte er es jederzeit übermittel­t. (luis)

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