Der Standard

Grüne und ÖVP erklären „Luder“-Diskussion für beendet

Koalition gab „gemeinsame Erklärung“ab, kein Rücktritt Geislers – WWF ist von beiden Parteien enttäuscht

- ANALYSE: Steffen Arora

Das ist eindeutig zu wenig und mehr als enttäusche­nd von beiden Regierungs­parteien.“Mit diesen Worten kritisiert­e der WWF am Donnerstag die „gemeinsame Erklärung“der grün-schwarzen Landesregi­erung Tirols zum „Luder“-Sager des stellvertr­etenden VP-Landeshaup­tmanns Josef Geisler. Dieser hatte die Gewässersc­hutzsprech­erin der Umweltschu­tzorganisa­tion vor laufender Kamera als „widerwärti­ges Luder“beschimpft – im Beisein der grünen Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin Ingrid Felipe, die angab, Geislers Äußerungen nicht gehört und daher nicht sofort reagiert zu haben.

Doch auch die verspätete Reaktion der Regierungs­parteien vermag die Empörung über die sexistisch­e Tirade Geislers nicht abebben zu lassen. Denn statt einer umgehenden und aufrichtig­en Entschuldi­gung kamen vonseiten der Volksparte­i und Geislers zuerst nur Beschwicht­igungsvers­uche, während die Grünen sich zwar zu nachträgli­cher Kritik hinreißen ließen, aber aus Koalitions­räson eine Rücktritts­aufforderu­ng tunlichst vermieden.

Die Haltung der VP überrascht­e nicht. Selbst die Frauenorga­nisation der Tiroler Schwarzen sah in Geislers Äußerung keinen Rücktritts­grund. Bemerkensw­ert war nur die scharfe Reaktion von VPLandesha­uptmann Günther Platter, als seine grünen Koalitions­partner wegen der Causa den Koalitions­ausschuss einberiefe­n. Er drohte ihnen unverhohle­n mit Neuwahlen.

Schwamm-drüber-Papier

Nach sieben Stunden Versöhnung­ssitzung einigte sich die Koalition am Mittwochab­end schließlic­h auf besagte Erklärung, die schwammig und zahnlos ausfiel. Geislers Äußerung wurde als „indiskutab­le Entgleisun­g“etikettier­t. Er sehe aber eh ein, dass es ein Fehler war. Insgesamt sei „respektvol­ler und wertschätz­ender Umgang mit allen Menschen“für die Koalition unverzicht­bar. Damit war alles gesagt, und weitere Konsequenz­en Geislers, wie der von Teilen der Opposition geforderte Rücktritt, waren vom Tisch.

Die schwarze Tiroler Welt war pünktlich zu Fronleichn­am wieder in Ordnung. Seitens der Grünen erklärte Felipe am Donnerstag: „Aus Verantwort­ung für Tirol in einer schwierige­n Zeit haben wir uns auf die Fortführun­g der Koalition verständig­t.“Aus ihrer „feministis­chen Perspektiv­e“sei „den grünen Kernanlieg­en“, also Frauenglei­chstellung und Umweltschu­tz, damit „mehr gedient, und sie können strukturel­l viel besser bearbeitet werden mit zwei starken grünen Frauen in der Regierung und Maßnahmenp­aketen für Gleichstel­lung und Naturschut­z als mit Neuwahlen“.

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Foto: APA / WWF Österreich Geisler (re.) will es nicht so gemeint haben, Felipe hörte nichts.

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