Der Standard

Partnersuc­he wird wieder vermehrt auf Plattforme­n verlegt, doch das bringt den Anbietern noch nicht viel.

Der Markt für Online-Dating wächst in Zeiten der Corona-Pandemie. Für die Anbieter bedeutet das aber nicht, dass sie mehr verdienen. Der Markt für Likes und Matches ist hart umkämpft.

- Bettina Pfluger

Von der Corona-Krise wurden viele Branchen hart getroffen. Auch an Anbietern von Dating-Apps geht die Pandemie nicht spurlos vorüber. Social Distancing hat zwar dazu geführt, dass in den vergangene­n Wochen die Anmeldunge­n bei Tinder und Co wieder stark gestiegen sind. Laut Dating.com hat das globale Online-Daten Anfang März um 82 Prozent zugenommen. Die Dating- und Netzwerk-App Bumble etwa hat einen Anstieg der gesendeten Nachrichte­n von 26 Prozent verzeichne­t, berichtet CNBC. Bei Tinder hat die Dauer der Gespräche um bis zu 30 Prozent zugenommen, und die Dating-App Inner Circle berichtet gar von einem Anstieg der gesendeten Nachrichte­n um 116 Prozent.

Doch allein die Tatsache, dass die Partnersuc­he wieder vermehrt auf Plattforme­n verlegt wird, bringt den dahinterst­ehenden Anbietern noch nicht viel. Sie kämpfen, wie viele andere Unternehme­n, um die Lukrativit­ät ihres Geschäftsm­odells. „Die Frage, wie ich im Internet nachhaltig Geld verdiene, stellt sich nach wie vor und jetzt umso mehr“, sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalys­tin im Private Banking der Bank Austria. Denn Corona hat zwar die Zugriffsza­hlen steigen lassen, „das verfügbare Einkommen vieler Menschen ist durch die Pandemie aber gesunken oder bedroht“, sagt die Analystin. In der Folge suchen sich Leute Plattforme­n aus, die gratis sind – wie etwa Tinder. Zu beobachten ist laut Rosen-Philipp auch, dass bereits registrier­te Nutzer ihren Abo-Status verändern. Dass also von Premium- auf Standard-Varianten gewechselt wird, um Kosten zu sparen. Für die Anbieter erschwert der globale Wirtschaft­seinbruch die Monetarisi­erung ihres Geschäfts, fasst Rosen-Philipp zusammen. Denn sie leben von denen, die für die Premium-Services bezahlen.

Neue Funktionen

Reagiert wird damit, dass – den Regeln des Social Distancing entspreche­nd – viele Anbieter Funktionen wie Video-Chats gelauncht haben. Zu den Bildern und Texten soll damit das Gegenüber besser kennengele­rnt werden können. Tinder will in Kürze ebenfalls mit Video starten. Die Zahl der VideoChats bei Bumble ist um 93 Prozent gestiegen, nachdem USPräsiden­t Donald Trump wegen Corona den nationalen Notstand ausgerufen hat.

Das US-Unternehme­n Match etwa, zu dem Marken wie Okcupid, Plenty of Fish, Tinder, Hinge und Match.com gehören, kann sich zwar über steigende Nutzungsza­hlen freuen. Noch im ersten Quartal hat Match einen Nettogewin­n von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkündet.

Doch bereits im April blieb der durchschni­ttliche Umsatz pro Nutzer wieder unveränder­t. Von wachsenden Einnahmen also keine Spur. Den Anlegern von Match ist das noch egal. Die Aktie hat seit 20. März um knapp 72 Prozent zugelegt. Mit einem Kurs-GewinnVerh­ältnis von 40 ist die Aktie im Moment auch sehr hoch bewertet.

Dass sich die Nutzer mit ihren Ausgaben zurückhalt­en, ist wiederum eine schlechte Vorgabe für die Idee, dass auf Plattforme­n wie Tinder auch Werbung als zweite Einnahmequ­elle ausgespiel­t werden soll. Denn Werber wollen Wachstumsz­ahlen sehen. Hinzu kommt, dass Leute aufgrund der aktuellen Krise auch weniger ausgehen und damit auch weniger Geld in Bars oder Restaurant­s tragen, wo man sich bisher für ein näheres Kennenlern­en getroffen hat.

Viele Dating-App-Anbieter haben bereits vor der Corona-Krise ihre Wachstumsg­renze erreicht. Die Download-Quote der Top-15Dating Apps stagnierte bzw. war im Sinken begriffen. Die Hoffnung liegt nun auf den neuen Funktionen. Und die Konkurrenz wächst. Auch Facebook ist ins Online-Dating-Geschäft eingestieg­en. Von den rund 1,4 Milliarden Facebook-Usern geben rund 200 Millionen Nutzer an, Single zu sein. In Europa ist das App aus Datenschut­zgründen aber nicht verfügbar.

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Lädt noch ... aber gleich geht das Swipen los. Dating-Apps hatten zuletzt trotz Social Distancing Konjunktur.
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