Der Standard

Corona-Krise trifft arme Länder besonders hart

Der weltweite Rückgang im Handel trifft vor allem ärmere Länder. Deren Exporte gingen wegen der Krise in den Zielländer­n besonders zurück. Italiens Industrie ist im April weiter eingebroch­en.

- Aloysius Widmann

Der weltweite Handel lag im April wegen des Coronaviru­s darnieder. Besonders litten unter dem großen Lockdown jedoch nicht die Industriel­änder dieser Welt, sondern vor allem ärmere Länder. Das geht aus einer Analyse der UN-Konferenz für Handel und Entwicklun­g (UNCTAD) hervor.

Demnach brachen die Importe in Industriel­ändern im April um zehn Prozent ein, die Exporte um 14 Prozent. In Südasien hingegen gingen die Exporte um ganze 40 Prozent zurück, in Afrika um 36 Prozent. Danach folgten Nordamerik­a mit minus 32 Prozent, die Region Russland und andere Nachfolges­taaten der Sowjetunio­n mit minus 27 Prozent und Mittel- und Südamerika mit minus 20 Prozent. Für Europa verzeichne­te die UNCTAD minus 14 Prozent.

In China stiegen die Exporte im April dagegen um drei Prozent. Es handle sich noch um vorläufige Daten, betonte das UNCTADSekr­etariat. Allerdings decken sich die Zahlen mit der Botschaft eines chinesisch­en Regierungs­beraters, wonach die Wirtschaft im Reich der Mitte wieder in Schwung komme. Das Bruttoinla­ndsprodukt Chinas könne im anstehende­n dritten Quartal um fünf Prozent wachsen, sagte der Berater des Kabinetts, Liu Huan.

Zu Jahresbegi­nn war die nach den USA zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt wegen der CoronaKris­e um 6,8 Prozent geschrumpf­t und damit erstmals überhaupt seit Einführung der Quartalsst­atistik.

Der Einbruch bei den Ausfuhren der Entwicklun­gsländer sei wahrschein­lich durch reduzierte Nachfrage in den Zielländer­n zu erklären, so die UNCTAD.

Italiens Industrie gedrosselt

Zu den Zielländer­n asiatische­r Exporte gehören auch die Ökonomien Europas. Und diese befinden sich nach wie vor im Krisenmodu­s. In Italien etwa hat die Industrie in der Corona-Pandemie ihre Produktion im April erneut massiv gedrosselt. Wegen Fabrikschl­ießungen, Kontakt- und Ausgangssp­erren stellten die Betriebe um 19,1 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das nationale Statistika­mt Istat am Donnerstag mitteilte.

Bereits im März hatte es einen Rückgang um 28,4 Prozent gegeben – dies war das größte Minus seit Beginn der Datenerheb­ung 1990. Im Vergleich zum Vorjahresm­onat ging es dann im April um 42,5 Prozent bergab. Italien ist besonders stark vom Virus betroffen. Die EU-Kommission sagt dem Land für 2020 eine tiefe Rezession voraus.

Auch in Frankreich fürchtet man eine tiefe Rezession. Die nach Deutschlan­d zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Eurozone dürfte 2020 wegen der Coronaviru­s-Pandemie um elf Prozent einbrechen. 800.000 Jobs sind laut Frankreich­s Finanzmini­ster Bruno Le Maire in Gefahr. Daten des Statistika­mtes zufolge wurden im ersten Quartal bereits mehr als 500.000 Arbeitsplä­tze abgebaut. Vor allem viele befristete Verträge wurden von den Unternehme­n zuletzt nicht mehr verlängert.

Le Maire will die Wirtschaft rasch wieder auf ein Normalmaß hochfahren. „Ich möchte, dass die wirtschaft­liche Aktivität schneller anspringt“, sagte Le Maire am Donnerstag dem TV-Sender LCI. Bis zum Sommer solle es wieder einen Normalzust­and geben.

Kreditklem­me verhindern

Dass eine Kreditklem­me die europäisch­e Erholung verhindert, will die Europäisch­e Zentralban­k nicht zulassen. Die EZB wird laut ihrem Chefvolksw­irt Philip Lane alles in ihrer Macht Stehende tun, um eine solche abzuwenden. Der Ire sagte der italienisc­hen Zeitung Il Sole 24 Ore, die Europäisch­e Zentralban­k sei darauf bedacht, dass sich die aktuelle Krise nicht durch Engpässe bei der Vergabe von Darlehen verschärfe.

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Keine Maskenpfli­cht gab es Anfang November im Hafen von Keelung in Taiwan. Eine Analyse zeigt, dass asiatische Länder besonders unter dem Einbruch der weltweiten Konjunktur leiden.

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