Der Standard

Keine Zinsen am Horizont

Die US-Notenbank dürfte noch länger nicht von ihrer Nullzinspo­litik abkehren. Die US-Regierung schließt einen zweiten Shutdown aus und kündigte weitere Hilfspaket­e an. Laut Fed-Chef Jerome Powell ist die Corona-Krise weniger einschneid­end als die Große D

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Die US-Notenbank wird wohl noch länger ihre Nullzinspo­litik fortsetzen. Und zwar über Jahre. Die Währungshü­ter fassen wegen der Coronabedi­ngt trüben Konjunktur­aussichten in den kommenden zwei Jahren keine Zinserhöhu­ng ins Auge – das geht aus dem Zinsausbli­ck der Notenbank hervor. Die Corona-Pandemie laste schwer auf der Wirtschaft, betonten die Notenbanke­r um Fed-Chef Jerome Powell. Sie erwarten, dass das Bruttoinla­ndsprodukt dieses Jahr um 6,5 Prozent einbrechen wird, bevor es 2021 wieder um fünf Prozent zulegen wird.

Allerdings versprühte Powell auch etwas Optimismus. Die Welt stehe nicht vor einer ähnlich einschneid­enden ökonomisch­en Krise wie vor etwa 90 Jahren. Corona sei nicht mit der Großen Depression zu vergleiche­n. Zum einen sei die Reaktion aufseiten der Regierung im Gegensatz zu früher sehr schnell und sehr kraftvoll ausgefalle­n. Zum anderen sei die US-Wirtschaft vor Ausbruch der Krise in einem wesentlich besseren Zustand gewesen als vor knapp einem Jahrhunder­t.

Der Notenbankc­hef verwies auch auf die sehr niedrige Arbeitslos­igkeit vor der Corona-Krise und den bis vor Krisenausb­ruch längsten Konjunktur­aufschwung in der US-Geschichte. Darüber hinaus sei das Finanzsyst­em heute in einem wesentlich besseren Zustand als zu Zeiten der Weltwirtsc­haftskrise.

Nach dem Stellenauf­bau im Mai ebbt die Flut an Erstanträg­en auf

Arbeitslos­enhilfe in den USA weiter ab. Insgesamt stellten vorige Woche 1,542 Millionen Bürger einen Antrag auf staatliche Stütze, wie das Arbeitsmin­isterium am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten mit 1,55 Millionen gerechnet, nach revidierte­n 1,897 Millionen in der vorangegan­genen Woche. Den Höhepunkt gab es Ende März mit 6,86 Millionen. Danach wurden es stetig weniger. Der beständige Rückgang sei zwar eine positive Entwicklun­g, meint Ökonomin Nancy Vanden Houten vom Analysehau­s Oxford Economics in New York: „Doch der Arbeitsmar­kt hat einen schweren Schlag erlitten. Für eine vollständi­ge Erholung braucht es Jahre, nicht Wochen oder Monate.“Die Zahl der Arbeitslos­enanträge ist noch immer doppelt so hoch wie auf dem Höhepunkt der Rezession der Jahre 2007 bis 2009.

Konjunktur­paket

US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin hat indes einen weiteren Shutdown der US-Wirtschaft ausgeschlo­ssen und zugleich weitere umfangreic­he Hilfspaket­e angekündig­t. Man könne sich einen weiteren Stillstand der US-Wirtschaft nicht leisten, sagte Mnuchin am Donnerstag dem Sender CNBC. Dies würde mehr Schaden anrichten. Zudem solle im nächsten Monat eine weitere Billion Dollar in die weltgrößte Volkswirts­chaft gepumpt werden. Er sei bereit, sich für mehr Geld noch einmal an den Kongress zu wenden, um Jobs und Arbeiter zu schützen. (luis)

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Jerome Powell sieht Hoffnung für die Corona-geplagte US-Wirtschaft. Die Hilfen kamen rasch und kraftvoll.

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