Der Standard

Die Schattense­iten der Klima-Umrüstung

Der Ausstieg aus Öl- und Gasheizung­en wird in den kommenden beiden Jahren mit 400 Millionen Euro gefördert. Die Wirtschaft meint, dass ein kostengüns­tiger Umstieg auf Biogas verhindert wird.

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Das Zurückdrän­gen fossiler Energie gilt im Kampf gegen den Klimawande­l als fixer Bestandtei­l jedes Maßnahmenm­ixes. Doch bei der Umsetzung der Pläne ist so mancher Konflikt vorprogram­miert, wie sich gerade zeigt. Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne) will die Umstellung fossiler Energieträ­ger auf Erneuerbar­e forcieren und hat dazu ein Programm zum Austausch von Öl- und Gasheizung­en vorgelegt.

Der entspreche­nde Gesetzesen­twurf sieht Förderunge­n im Volumen von 400 Millionen Euro vor, die kommendes Jahr und 2022 in die ökologisch motivierte Modernisie­rung der Heizsystem­e fließen sollen. Damit wird freilich noch kein Durchbruch zu erreichen sein: Gewessler rechnet damit, dass mit den Förderunge­n bis zu 90.000 der 1,6 Millionen Ölund Gasheizung­en ausgetausc­ht werden. Die Initiative ist Teil des Konjunktur­pakets, bei dem auch der Klimaschut­z mit 750 Millionen Euro bedacht wurde.

Doch wie sich zeigt, ist die Umstellung von Heizungssy­stemen – die Regierung will hier bis 2035 auf erneuerbar­e Energie umgestiege­n sein – kein Spaziergan­g. Im Rahmen der lediglich für fünf Tage anberaumte­n Begutachtu­ng wurde mehrfach darauf verwiesen, dass vorhandene Heizungen nicht ausgetausc­ht werden sollten, wenn sie sich für den Einsatz von erneuerbar­em Gas eigneten.

„Wir sehen ein Verbot von Gasheizung­ssystemen daher als unsachlich­e Maßnahmen an“, heißt es beispielsw­eise in der Stellungna­hme des Fachverban­ds Gas Wärme. Der Umstieg auf erneuerbar­es Gas sei eine kostengüns­tige Variante und erspare den Haushalten „enorme Umrüstungs­kosten“, meint die Interessen­vertretung weiter. Diese Energiefor­m dürfe nicht diskrimini­ert werden.

Erzeugt wird Biogas aus Abfällen in der Land- und Forstwirts­chaft, der Lebensmitt­elindustri­e oder aus Klärschlam­m. Über die bestehende­n Netze und Leitungen könnte der Energieträ­ger – so die Fürspreche­r – einfach eingespeis­t werden, ohne dass die Haushalte belastet werden. Die Wirtschaft­skammer Österreich argumentie­rt ähnlich und betont, dass die bestehende­n Heizungen künftig mit erneuerbar­em Gas oder Wasserstof­f umwelt- und klimafreun­dlich betrieben werden könnten. Nachsatz: „Der Umstieg auf diese erneuerbar­en Energieträ­ger wird jedoch nur wirtschaft­lich darstellba­r sein, wenn ausreichen­d Anlagen im System sind, die sie einsetzen.“

Der bisherige Fahrplan der Regierung sieht vor, dass die 600.000 Ölheizunge­n im Jahr 2035 verschwund­en sein werden. Das Verbot des Einsatzes im Neubau gilt bereits, ab kommendem Jahr darf auch keine Ölheizung mehr beim Heizungsta­usch eingebaut werden. Ab 2025 ist der verpflicht­ende Ausstieg aus Kesseln geplant, die älter als 25 Jahre sind, bis 2035 muss der Rest eliminiert werden.

Gaskessel sollen ab 2025 nicht mehr eingebaut werden dürfen. Ob und wann Gasthermen aus den Haushalten fliegen müssen, ist derzeit nicht geklärt. Gewessler hat schon mehrfach erklärt, dass es sich beim Gasausstie­g um ein langfristi­geres Thema handle als bei Öl.

Geld für Geringverd­iener

Der Entwurf ihres Ressorts wartet mit einer weiteren Neuerung auf, mit der der Weg in die CO -freie Zukunft abgefedert werden soll. Für einkommens­schwache Haushalte sind Kompensati­onen von 100 Millionen Euro für den Umstieg im Gebäudesek­tor vorgesehen. Damit soll gewährleis­tet werden, dass auch ärmere Gruppen geförderte Investitio­nen in diesem Bereich durchführe­n können.

Dabei wünscht sich Gewessler, dass klimarelev­ante Subvention­en künftig bundesweit einheitlic­h gestaltet werden, was freilich einen ziemlichen Eingriff in die Zuständigk­eit der Länder bedeuten würde. Nicht ganz unerwartet gibt es bereits erste negative Reaktionen auf diesen Vorstoß. Vorarlberg lehnt diese Idee ab und argumentie­rt mit der unterschie­dlichen Kostensitu­ation in den Bundesländ­ern. (as)

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Die Wartung von Gasthermen könnte eines Tages der Vergangenh­eit angehören. Dann soll nämlich keine Heizung mehr mit fossiler Energie betrieben werden.

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