Der Standard

SPÖ auf Wählersuch­e

Doskozil will mehr „linke Basispolit­ik“von seiner Partei

- ANALYSE: Gerald John

Wien – Die SPÖ kommt nicht vom Fleck. Obwohl die Partei die sozialen Nöte in der Corona-Krise vielfach thematisie­rt, stagniert sie in den Umfragen. Für die so wichtigen Wien-Wahlen ist die Ausgangsla­ge zwar besser, doch die ÖVP nutzt jede Gelegenhei­t, um sich auf die rote Stadtpolit­ik einzuschie­ßen. Aktueller Anlass sind die Unruhen im Bezirk Favoriten. Der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil fordert wiederum im STANDARDIn­terview mehr „linke Basispolit­ik“. Und Doskozil spart nicht mit Kritik an der SPÖ, selbst sein Kärntner Amtskolleg­e Peter Kaiser agiere sozialpoli­tisch viel zu lasch. (red)

Wenn Sozialdemo­kraten in diesen Wochen besorgt zum Himmel schauen, dann tun sie das nicht unbedingt aus Angst vor schlechtem Urlaubswet­ter. Vielmehr sind Kaltfronte­n durchaus erwünscht. Backofente­mperaturen könnten die Klimadebat­te von neuem befeuern – und so der grünen Konkurrenz bei der Wien-Wahl im Herbst nützen. Bisher aber blieb die Hitzewelle zum Glück aus.

Meteorolog­isch herrscht also ein gedeihlich­es Klima – aber gilt das auch bundespoli­tisch? Gemessen an den Umfragedat­en: nein. Zuletzt lag die SPÖ bei 17 bis 19 Prozent und damit unter den 21 Prozent bei der Nationalra­tswahl im Vorjahr, die ihrerseits schon ein historisch­er Tiefstand waren.

Dabei hätten mit Anfang Mai bessere Zeiten anbrechen sollen. Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner hatte die von ihr angezettel­te Mitglieder­befragung ohne neuen Schaden – sie selbst meint sogar: gestärkt – überstande­n. Mit Ende des Lockdowns sollte sich die Themenlage­n günstig drehen, hofften Genossen: Debatten über

Arbeitslos­igkeit, Verteilung­sfragen und soziale Nöte müssten der SPÖ doch entgegenko­mmen.

Untergegan­gene Opposition

Auf diesen Feldern versucht Rendi-Wagner seither konsequent zu punkten. Ob für Künstler, Sportler oder arbeitslos­e Jugendlich­e, die im Fokus der Klubtagung am Montag stehen sollen: Die SPÖ stilisiert sich zur Anwältin all jener, die bei türkis-grünen Hilfsprogr­ammen zu kurz kommen oder das zumindest so empfinden.

Doch Pressekonf­erenzen in Serie ergeben noch keine schlagkräf­tige Kampagne – und das Durchkomme­n fällt derzeit schwer. Immer noch liefert die Corona-Krise Anlässe am laufenden Band, um die Regierung ins Rampenlich­t zu ziehen, da geht die Opposition oft unter. So etwa vergangene Woche: Rendi-Wagner hatte die Aufstockun­g der Corona-Tests gefordert, eine Frage, bei der sie als Ärztin Glaubwürdi­gkeit genießt. Doch wenn die Entscheidu­ngsträger gleichzeit­ig auf den jüngsten CoronaClus­ter in Oberösterr­eich reagieren, dann hat das nun einmal mehr Gewicht als eine bloße Forderung von außerhalb der Macht. Einmal mehr gehörten die Schlagzeil­en der Regierung.

Fehler, die ihre Arbeit hintertrei­ben, hat Rendi-Wagner seit der Mitglieder­befragung keine gemacht – zumindest nicht solche, die ihre Gegner genüsslich auswalzen. Ohnehin richten sich alle Augen derzeit weniger auf die Auftritte der Frontfrau als auf die Wien-Wahl, die auch für die SPÖ abseits der Hauptstadt als wegweisend gilt. Setzt es in der Hochburg ein Schlappe, könnte die Partei ein Todestrieb erfassen. Doch Umfragen bescheinig­en den

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