Festnahmen nach Mord
43-jähriger Tschetschene wurde erschossen – Tatverdächtige Landsmänner in U-Haft
Nach der Ermordung eines russischen Asylwerbers in Gerasdorf wurden zwei Verdächtige verhaftet. Unklar ist, ob die Tat politisch motiviert war.
Gerasdorf – Am Samstagabend wurde ein 43-jähriger russischer Asylwerber in Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) im Bereich einer Einfahrt zu einer Baufirma erschossen. Die tödlichen Schüsse trafen Mamichan U., der sich zuletzt in Martin B. umbenannt hatte, kurz nach 19 Uhr.
Nach einer polizeilichen Großfahndung wurde am späteren Abend ein 47-jähriger Landsmann in Linz als dringend Tatverdächtiger festgenommen. Er leistete keinen Widerstand. Der zweite Verdächtige hatte sich zum Tatzeitpunkt am Tatort befunden und zunächst als Zeuge gegolten. Der Mann verwickelte sich bei seiner Einvernahme dann aber in Widersprüche, sodass für ihn am Ende wegen einer möglichen Verwicklung die Handschellen klickten.
Die beiden Verdächtigen sind in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert worden. Sie befinden sich in Untersuchungshaft.
Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) nahm die Ermittlungen auf. Der Erschossene war seit 2007 als anerkannter Konventionsflüchtling in Österreich gemeldet. Zuletzt hatte er in einem Videoblog die Führung der russischen Teilrepublik Tschetschenien provoziert und insbesondere den Regionalpräsidenten Ramsan Kadyrow beschimpft.
Berichte, in denen ein politischer Auftragsmord vermutet wurde, wurden bisher nicht bestätigt.
Parallelen zu Fall Israilov
Allerdings weist der Fall Parallelen zu dem 2009 in Wien erschossenen tschetschenischen Asylwerber Umar Israilov auf. Dieser hatte gegen Kadyrow vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein Verfahren im Zusammenhang mit Foltervorwürfen betrieben. Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass Israilov zumindest mit Billigung Kadyrows verschleppt werden sollte. Als er sich widersetzte, wurde er erschossen.
Gegen Martin B. dürfte zuletzt ein konkretes Bedrohungsszenario bestanden haben. Ihm wurde von den Behörden Personenschutz angeboten, den er aber abgelehnt haben soll. (APA, red)