Zeichen gegen Rassismus, Sieg für Bottas
Verspätet, aber mit einem spannenden Grand Prix von Österreich begann am Sonntag die Formel-1- Saison. Valtteri Bottas bescherte Mercedes den Sieg, Champion Lewis Hamilton lieferte die Geschichten.
Zu Beginn der Formel-1-WM bot das erste von zwei Geisterrennen in Spielberg Bemerkenswertes. Vor dem Start knieten 13 der 20 Piloten auf dem Asphalt, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Im Grand Prix gab Mercedes mit Valtteri Bottas und Weltmeister Lewis Hamilton den Ton an. Bottas siegte auch, der mehrfach sanktionierte Hamilton wurde jedoch nur Vierter. Noch ärger erwischte es Red Bull.
Beim wegen der Corona-Pandemie um gut vier Monate verspäteten Saisonstart fuhr Mercedes mit seinen neuerdings schwarz lackierten Silberpfeilen lange in einer eigenen Liga. Alles sah nach einem Doppelsieg durch den Finnen Bottas und den britischen Weltmeister Hamilton aus. Doch in einer turbulenten Schlussphase erhielt Hamilton nach einer der zahlreichen SafetyCar-Phasen wegen einer Kollision mit Red-Bull-Pilot Alex Albon eine Fünf-Sekunden-Strafe und wurde nur Vierter. Der Monegasse Charles Leclerc erbte nach einer glanzlosen Vorstellung im Ferrari Rang zwei, Dritter wurde der Brite Lando Norris im McLaren.
Der Renntag hatte für den Weltmeister schon emotional begonnen. Ein Protest von Red Bull gegen eine Entscheidung der Rennkommissare vom Vortag warf den sechsmaligen Champion kaum eine Stunde vor dem Start um drei Ränge auf den fünften
Startplatz zurück. Im Qualifying hatte Hamilton in seiner schnellsten Runde bei Gelber Flagge nicht ausreichend abgebremst, dies aber mit fehlender Sicht auf die Signale erklärt.
Der Sinneswandel der Richter erboste Mercedes. Hamilton grollte, aber als mit ihm 13 der insgesamt 20 Piloten zu einer Schweigeminute im Zeichen von Black Lives Matter auf dem Asphalt knieten, dürfte ihm wieder warm ums Herz geworden sein. Als sich nach nur 14 Runden mit Max Verstappen der größte Rivale wohl mit einem Elektronikschaden am Red Bull aus dem Rennen verabschiedet hatte, wirkte die Welt für Mercedes wieder vollkommen in Ordnung. Hamilton saß dem PoleMann Bottas im Nacken, der Rest des Feldes riss einen Respektabstand auf. Allerdings häuften sich mit Fortdauer des Rennens die Zwischenfälle, mehrere SafetyCar-Phasen konterkarierten die Überlegenheit des Weltmeisterteams, plötzlich wuchs sich Albon im zweiten Red Bull auf frischem Gummi zur Gefahr aus. Der 24-Jährige attackierte energisch, blieb aber im Duell mit Hamilton auf der Strecke, besser geschrieben neben der Strecke. Die Rennkommissare sahen die Schuld dafür eindeutig bei Hamilton und belegten ihn mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden. Das reichte, um vom Podest zu rutschen. Leclerc und Norris, der im Finale noch die schnellste Runde auf dem RedBull-Ring drehte, gingen im Klassement, das Mercedes vermutlich beeinsprucht, vorbei.
„Ich habe alles gemacht, was ich konnte“, sagte Hamilton. „Es war ein unglückliches Wochenende mit der Störung vor dem Rennen und dem Zusammentreffen mit Alex im Rennen. Das habe ich sicher nicht gewollt.“Auch nicht froh machten ihn technische Probleme am Mercedes, sowohl Hamilton als auch Bottas hatten mit Fortdauer des Rennens zurückschalten müssen. Sowohl die Getriebe als auch die Aufhängungen der Boliden ließen MercedesChef Toto Wolff am Ankommen seiner Piloten zweifeln. Da Albon aber beim Überholmanöver an Hamilton wie schon 2019 beim GP von Brasilien gescheitert war, wurde auch Bottas, der fehlerfrei geblieben war, nicht mehr sonderlich gefordert.
Ein Desaster erlebte neben Red Bull mit dem Doppelausfall auch der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel, der sich nach der Saison von Ferrari verabschieden muss. Eine selbstverschuldete Kollision mit seinem designierten Nachfolger Carlos Sainz im McLaren warf den Deutschen früh weit zurück. Nur aufgrund der vielen Ausfälle – nur elf der 20 Starter kamen ins Ziel, 13 in die Wertung – reichte es für den viermaligen Weltmeister zu Platz zehn und also einem Punkt. Vettel gab sich allerdings nicht die alleinige Schuld: „Wir waren das ganze Wochenende zu langsam. Ich bin eineinhalb Sekunden langsamer als am Freitag im Training. Das kann nicht ganz stimmen.“
Am Sonntag steigt ebenfalls in Spielberg der Grand Prix der Steiermark (15.10, ORF 1), das zweite von vorerst acht Rennen dieser Saison. Der gesamte Tross der Formel 1 darf Österreich nicht verlassen.