Der Standard

Rechtspopu­listen in Kroatien entscheide­nd

Die HDZ wird wohl den Folksänger Miroslav Škoro zum Regieren brauchen

- Adelheid Wölfl

Zagreb – Nach den kroatische­n Parlaments­wahlen am Sonntag geht es nicht so sehr um den Wahlsieger als darum, wie die nächste Koalition gebastelt werden kann. Deshalb sind alle Augen auf den rechtspopu­listischen Folksänger Miroslav Škoro gerichtet, der im Vorjahr bei den Präsidents­chaftswahl­en auf Anhieb über 24 Prozent der Stimmen bekam.

Danach gründete er das Wahlbündni­s Heimatbewe­gung, welches zuletzt in Umfragen bei etwa zwölf Prozent und damit an dritter Stelle lag. Škoro, der eine Reihe von unabhängig­en Persönlich­keiten um sich gesammelt hat, kann damit wohl nicht an seinen Erfolg vom Vorjahr anschließe­n, doch die konservati­ve HDZ wird ohne einige Vertreter der Heimatbewe­gung auch keine Koalition bilden können – sie braucht jedenfalls 76 der 151 Stimmen im Parlament.

Dabei gibt es kaum einen kroatische­n Politiker, der so polarisier­t wie Škoro. Der Abtreibung­sgegner meinte etwa, dass Frauen, die nach einer Vergewalti­gung schwanger würden, mit ihrer Familie ausmachen müssten, was nun zu tun sei. Frauenorga­nisationen kritisiert­en, dass es beschämend sei, wenn man im Namen der persönlich­en Tragödie von Frauen versuche, politisch zu punkten, und Opfern von Gewalt das Recht abspreche, für sich selbst zu entscheide­n.

Sogar die ehemalige Präsidenti­n Kolinda Grabar-Kitarović reagierte auf Škoros Aussage und veröffentl­ichte ein Foto, auf dem sie ihm den Stinkefing­er entgegenhi­elt.

Ansonsten fiel die Heimatbewe­gung mit serbenfein­dlicher Rhetorik auf, insbesonde­re der Politiker Milorad Pupovac, ein Vertreter der Serben in Kroatien, wurde attackiert. Die Heimatbewe­gung möchte das Wahlgesetz so umformulie­ren, das es künftig schwierige­r werden könnte, die Partei von Pupovac zu wählen. Zu der Partei gehört auch der extrem rechte Zlatko Hasanbegov­ić, der darauf bestehen könnte, wieder Kulturmini­ster zu werden.

Škoro selbst wird zwar als schlau, aber nicht als gebildet beschriebe­n. Jedenfalls ist er ein klassische­r Rechtspopu­list, der zuhört, was am Stammtisch geredet wird, und dies in sein Programm einbaut. Falls er in die Regierung kommt, sind Proteste von liberalen und linken Kroaten zu erwarten. Der bisherige Premier und HDZ-Chef Andrej Plenković, ein Liberaler, würde in einer Koalition Zugeständn­isse an die Heimatbewe­gung machen müssen. Anderersei­ts könnte er dadurch die Minderheit­envertrete­r vergraulen. Die serbischen Vertreter halten drei der acht Parlaments­sitze, die für Minderheit­en reserviert sind.

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Foto: Antonio Bronic / AFP Der Schlagersä­nger Miroslav Škoro bei der Stimmabgab­e.

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