Der Standard

Teilrückke­hr Katalonien­s in den Lockdown

In Kroatien und Venetien steigen die Infektione­n

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Barcelona – Katalonien macht in Sachen Covid-19-Bekämpfung einen großen Schritt zurück. Am Samstag verkündete der Regierungs­chef der autonomen Region im Nordosten Spaniens, Quim Torra, „einen erneuten Lockdown im Landkreis Segrìa“. Die Region mit über 200.000 Einwohnern in 38 Gemeinden, darunter die Großstadt Lleida, unterliegt nun für die kommenden zwei Wochen erhebliche­n Einschränk­ungen.

Wer kein entspreche­ndes Zertifikat hat, darf fortan die Region weder betreten noch verlassen. Das Zertifikat gibt es nur aus wichtigen Gründen, hauptsächl­ich wegen Arbeit. Sieben der neun neuen Infektions­herde, die in Katalonien seit der Öffnung Spaniens am 21. Juni ausgebroch­en sind, befinden sich in der Segrìa. Die meisten Fälle wurden unter den rund 30.000 Saisonarbe­itern erfasst, die derzeit in der Region Obst ernten. Sie sind meist jung, und viele von ihnen haben trotz Infektion keine Symptome. Das macht die Infektions­herde besonders gefährlich. Jetzt führen die Behörden Tests in den Unternehme­n durch.

In der Nachbarreg­ion Aragón waren bereits vor zwei Wochen neue Beschränku­ngen ausgerufen worden. Auch dort sind die meisten Erkrankten Erntearbei­ter. In Galicien wurde über 70.000 Menschen in der Stadt Lugo ein Lockdown verhängt. Dieser wird nur fünf Tage dauern, denn für kommenden Sonntag hat der konservati­ve Regierungs­chef, Alberto Núñez Feijóo, vorgezogen­e Neuwahlen angesetzt. Er will um jeden Preis davon profitiere­n, dass seine in Madrid regierende­n politische­n Gegner durch die Krise angeschlag­en sind.

Anstieg in Kroatien

Auch in Kroatien nahmen die Corona-Infektione­n zuletzt deutlich zu. Vom Nachbarlan­d Slowenien wurde Kroatien deswegen von der Liste der Corona-sicheren Länder gestrichen. Dies hat Konsequenz­en bei der Einreise. Urlauber auf der Rückreise von Kroatien sind jedoch nicht betroffen, ein Transit bleibt möglich.

In Italien kündigte Veneziens Präsident Luca Zaia Verschärfu­ngen an, die ab Montag in Kraft treten sollen. Besonders in der Stadt Vicenza kam es zu einem sprunghaft­en Anstieg der Infektions­zahlen. Das Virus soll von einem Unternehme­r aus Bosnien eingeschle­ppt worden sein.

Einen symbolträc­htigen Schritt in Richtung Normalität unternahm unterdesse­n Großbritan­nien. Hier sperrten die Pubs am Samstag nach monatelang­er Corona-bedingter Schließung wieder auf. Zu den ersten Gästen zählte neben Prince William, der sich ein Pint Cider gönnte, auch BrexitPart­y-Chef Nigel Farage. Dies führte umgehend zu Empörung bei seinen Gegnern, da Farage nach deren Ansicht nach einem US-Aufenthalt noch einen weiteren Tag in Quarantäne hätte bleiben müssen.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO meldete mit 212.326 Neuinfekti­onen am Samstag einen neuen Rekord. Der Großteil davon betrifft den amerikanis­chen Doppelkont­inent. WHO-Nothilfeko­ordinator Michael Ryan erklärte, der Anstieg sei kein Anzeichen einer zweiten Welle, sondern ein weiterer Höhepunkt der ersten. In den betroffene­n Ländern sei das Virus nicht genug unterdrück­t worden. Das Potenzial einer zweiten Welle sei aber immer noch vorhanden, sagte Ryan. (rw, vos, APA)

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