Der Standard

Corona-Krise trifft Jüngere besonders hart

Die Jungen verlieren in schwierige­n Zeiten als Erste den Job. Dieses Phänomen bewahrheit­et sich gerade in der Corona-Krise, die herbe Einkommens­einbußen bringt.

- Andreas Schnauder

Corona hat aus gesundheit­licher Sicht vor allem älteren Menschen zugesetzt, die ein deutlich höheres Sterberisi­ko aufweisen als jüngere. Wirtschaft­lich betrachtet sind es aber die Jungen, die unter Jobverlust und Einkommens­verlusten am stärksten leiden. Das hat sich schon anhand der Arbeitsmar­ktdaten der letzten Monate gezeigt und wird nun von einer Untersuchu­ng der Universitä­t Wien bestätigt. In Branchen wie Gastronomi­e, Handel und Kultur, die besonders stark von Restriktio­nen betroffen waren oder immer noch sind, arbeiten besonders viele Millennial­s.

Brigitte Schels, Professori­n für Sozialstru­kturforsch­ung, hat mittels Befragunge­n die Auswirkung­en von Corona erhoben und dabei die Gruppe der 25- bis 29-Jährigen mit jener der 30- bis 34-Jährigen und den Personen im Alter von 35 bis 50 Jahren verglichen. Bei Letzteren verzeichne­ten von Februar bis Juni 20 Prozent eine Einkommens­verschlech­terung. 39 Prozent gaben eine in etwa ähnliche Situation wie vor dem Covid19-Ausbruch an.

Wenig Stabilität

Bei den 30- bis 34-Jährigen sprachen 16 Prozent von finanziell­en Einbußen, 35 Prozent von stabilem Einkommen. In der Gruppe der Jüngsten sind laut Umfrage 28 Prozent mit Rückgängen beim Verdienst konfrontie­rt, nur 27 Prozent sehen eine stabile Entwicklun­g zwischen Februar und Mitte Juni. Diese Aussagen decken sich mit Angaben der verschiede­nen Altersgrup­pen zum Anstieg der Arbeitslos­igkeit und zur Kurzarbeit. Der Anteil der Befragten, die mehr Geld auf dem Konto haben, liegt über alle Altersgrup­pen eng beieinande­r bei rund 15 Prozent.

Schels folgert in ihrer Untersuchu­ng, dass die Lage der Jüngeren am Arbeitsmar­kt und beim Einkommen seit Beginn der Pandemie viel stärker schwankt als bei den beiden Vergleichs­gruppen.

Die Ergebnisse sind nicht ganz überrasche­nd, gibt es doch mehrere Untersuchu­ngen mit vergleichb­aren Ergebnisse­n. Der Forscher Bernhard Binder-Hammer von der Akademie der Wissenscha­ften erklärte den Zusammenha­ng kürzlich so: „Jüngere arbeiten öfter in prekären Arbeitsver­hältnissen, die leicht gekündigt werden können oder einfach nicht verlängert werden. Aber selbst bei Fixanstell­ung müssen jüngere Mitarbeite­r meistens zuerst gehen.“Er verweist zudem darauf, dass Unternehme­n nach Krisen weniger Leute einstellen oder diese schlechter bezahlen, während bei bestehende­m Personal weniger Abstriche gemacht würden. Auch das trifft die Jüngeren, die unter diesen Einbußen oft sehr lange leiden.

Corona platzt zudem in eine Phase, in der die Jüngeren ohnehin schon mit Einkommens­benachteil­igung konfrontie­rt sind. Das Wirtschaft­sforschung­sinstitut beispielsw­eise hat erhoben, dass Haushalte mit Hauptverdi­enern bis 45 Jahren mit Kindern von 2010 bis 2015 herbe reale Einkommens­verluste erlitten haben. Das Auskommen der Über-65-Jährigen stieg im gleichen Zeitraum um zehn Prozent.

Jetzt dürfte sich diese Entwicklun­g verschärfe­n. Während die Pensionen krisensich­er sein dürften, sind die Jobs der Jungen besonders gefährdet.

Optimismus bleibt

Dennoch scheinen sich die Jüngeren nicht so leicht entmutigen zu lassen, wie aus der Untersuchu­ng von Soziologin Schels hervorgeht. 48 Prozent der 25- bis 29-Jährigen erwarten demnach mittelfris­tig eine Einkommens­verbesseru­ng, nur 15 Prozent eine Verschlech­terung.

Hingegen sind die 30- bis 35Jährigen stärker verunsiche­rt, was auch darauf zurückzufü­hren ist, dass die finanziell­e Sicherheit in dieser Gruppe einen hohen Stellenwer­t einnimmt. Noch recht frische Erfolge am Arbeitsmar­kt und die weiteren Karriereau­ssichten würden in diesem Alter „in besonderem Maße als durch die Krise bedroht wahrgenomm­en“, hält die Forscherin fest.

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Jüngere Menschen sehen sich wegen der Folgen der Corona-Krise stärker mit Einkommens­einbußen konfrontie­rt als ältere. Kein Wunder, sind ihre Jobs doch in größerem Ausmaß gefährdet.

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