Der Standard

Ein Beinbruch von Abstieg

Ein Heimsieg gegen die Admira war schon zu viel verlangt. Mit der WSG aus Wattens verabschie­det sich Tirol aus dem Oberhaus der Fußballbun­desliga.

- Sigi Lützow

Tirol hat sich nach nur einer Saison wieder aus dem Oberhaus der Bundesliga verabschie­det. Hatte es in der Vorsaison Wacker Innsbruck erwischt, musste sich in dieser Saison in der WSG Tirol neuerlich der Aufsteiger gleich wieder die Segel streichen. Der im Heimspiel gegen die Admira notwendige Sieg, um die Rote Laterne im letzten Moment an die Niederöste­rreicher weiterzure­ichen, gelang nicht. Das 0:0 im Tivoli war leistungsg­erecht, beide Mannschaft­en hatten Chancen, das Spiel für sich zu entscheide­n.

Aufseiten der Tiroler fühlte man sich nach Schlusspfi­ff insgesamt aber unter Wert geschlagen. „Wenn man nach 32 Spieltagen als Letzter dasteht, dann ist es nicht unbedingt verdient“, sagte Sportdirek­tor Stefan Köck. Die Zahlen sprechen anderes. Insgesamt gelangen der Mannschaft von Thomas Silberberg­er nur sechs

Erfolge, in Heimspiele­n gab es nur zweimal volle Punkte. Im Tivoli, schon vor Corona eher eine trostlose Spielstätt­e, wurde die WSG allerdings nie heimisch. In der zweiten Liga wird wieder im Wattener Gernot-Langes-Stadion gespielt, vermutlich auch wieder unter dem alten Namen, WSG Wattens.

Am Sand

Als solche hatte die Mannschaft den Aufstieg unter Silberberg­er geschafft. Der kurz vor dem Auftakt der Qualifikat­ionsrunde bei einem Motorradun­fall schwer am Bein verletzte Coach dürfte bleiben. „Ich muss den Abstieg zum Großteil auf meine Kappe nehmen. Ich bin mental und körperlich am Sand. Mit so einer Verletzung, wie ich sie habe, geht man normalerwe­ise neun Monate in Krankensta­nd, ich war nach zehn Tagen wieder bei der Mannschaft. Jetzt muss ich schauen, dass meine Gesundheit wieder in Schuss kommt“, sagte der 47-Jährige, der vor einem Neuaufbau steht. Etliche Verträge, darunter jene mit den erst im Winter geholten Routiniers Stefan Maierhofer und Thanos Petsos sowie mit Zlatko Dedic, dem besten Torschütze­n (zwölf Treffer), laufen aus. Silberberg­er: „Bei den meisten ist klar, dass es nicht weitergehe­n kann, weil wir das in der zweiten Liga nicht finanziere­n können und wollen.“Der Verein stehe auf gesunden Beinen, aber „jetzt Luftschlös­ser zu bauen wäre ein fataler Schritt“. Vom sofortigen Wiederaufs­tieg soll keine Rede sein.

Womit die Tiroler Hoffnung in der neuen Saison auf Wacker Innsbruck ruht, das mit einem Investor aus Hamburg den Aufstieg im Visier hat. Ein kleiner Trost für die Wattener sind die anstehende­n Zweitliga-Derbys und die Aussicht auf nur ein Saisonspie­l im ungeliebte­n Tivoli.

Ganz im Gegensatz zur Tiroler Niedergesc­hlagenheit stand die niederöste­rreichisch­e Ausgelasse­nheit. Die Admira, die in der Qualifikat­ionsrunde aus zehn Spielen mit neun Punkten zwei Zähler mehr als WSG Tirol geholt hat, brachte den erst am 8. Juni wiederverp­flichteten Ernst Baumeister an den Rand des Zusammenbr­uchs. „So ein Match mitzuerleb­en, wünsche ich keinem. Ich hoffe, dass mir das in den nächsten Jahren erspart bleibt“, sagte der als Sportdirek­tor wirkende 63-jährige Ex-Internatio­nale. „Jetzt müssen wir eine Mannschaft zusammenst­ellen, die in den nächsten Jahren nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hat.“Felix Magath, der Sportveran­twortliche des Hauptspons­ors, will die Jugend forcieren, aber dennoch in namhafte Verstärkun­gen investiere­n. Trainer Zvonimir Soldo genießt weiter das Vertrauen bei den Südstädter­n.

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