Der Standard

Das Heer hat keinen Spott verdient

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Kaum ein Jahr ist es her, dass man in diesem Land endlich einmal so etwas wie eine halb aufrichtig­e Debatte über den budgetären Zustand des Bundesheer­es geführt hat. Die Botschaft des Generalsta­bs war klar: Das Bundesheer ist finanziell am Ende und kann seine Aufgaben nicht mehr erfüllen. Parteien aller Farbtöne bekannten sich damals dazu, wirksame Schritte zu setzen, um das Heer wieder finanziell fit zu machen. Und jetzt? Eine sachliche Debatte zum Thema scheint unmöglich. Sieht man von der Häme über Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tan

ners Auftritt in der Zeit im Bild ab, ist wenig geblieben von den Bekenntnis­sen zur Sanierung. Die einen gehen dem kommunikat­iven Schmäh auf den Leim, dass es ja 2020 ohnehin keine Panzerschl­achten mehr auszutrage­n gilt und das Heer daher sowieso weniger Geld bräuchte, die anderen sehen aus irgendeine­m naiven Grund im finanziell­en Ruin des Heeres einen Beitrag zur weltweiten Friedenssi­cherung und Abrüstung.

Fakt ist, dass das Österreich­ische Bundesheer seit Jahren ein kleines Wunder vollbringt und mit absolut unzureiche­nden Mitteln so gut es geht, unter großem Einsatz der Bundesheer­angehörige­n, eine Vielzahl an Aufgaben erfüllt. Schutz der Einwohneri­nnen und Einwohner Österreich­s und kritischer Infrastruk­tur, Assistenze­insätze an der Grenze, Katastroph­enschutz, Cyberabweh­r, Hilfe im Ausland, all diese Dinge kosten Geld. Zusätzlich leistet das Heer einen Beitrag zur Ausbildung und Integratio­n junger Menschen. Funktionie­rt dabei etwas nicht, führen das die wenigsten auf mangelnde finanziell­e Ausstattun­g zurück. Stattdesse­n erntet das Bundesheer Spott. Läuft trotz widriger Umstände alles gut, dankt das dem Heer niemand. Darüber hinaus befinden sich jedes Jahr hunderte Soldatinne­n und Soldaten des Bundesheer­es im Auslandsei­nsatz bei UN-, EU- und Nato-Missionen. Österreich­erinnen und Österreich­er bilden in diesen Missionen lokale Sicherheit­skräfte aus, helfen bei der Aufrechter­haltung der Sicherheit, bei der Entminung ehemaliger Kriegsgebi­ete, sie unterstütz­en bei Rettungsei­nsätzen und beim Katastroph­enschutz. Vor dem Hintergrun­d, dass sich jegliche positive wie negative Entwicklun­g in der europäisch­en Nachbarsch­aft, zum Beispiel auf dem Westbalkan, auf Österreich auswirkt, ist dieser Dienst für unser Leben in Österreich unverzicht­bar. Außerdem ist er ein deutliches Zeichen europäisch­er Loyalität und ein Bekenntnis zu einer starken internatio­nalen Zusammenar­beit auf dem Weg in eine sichere und friedliche Welt für alle.

Das Europäisch­e Forum Alpbach ist stolz darauf, dass das

Bundesheer zu seinen Partnern zählt und diese Zusammenar­beit auch in Zeiten lebt, in denen das Heer besonders gefordert ist. Wir interpreti­eren das als ein starkes Zeichen für die europäisch­e Kooperatio­n im Verteidigu­ngsbereich, die in der politische­n Debatte mit wenigen Ausnahmen aktuell sehr stiefmütte­rlich behandelt wird.

Das heuer gramm Forum in auch seinem Alpbach auf Pro- diesen wird Umstand eingehen. Bis dahin erholt sich die Sicherheit­sdebatte hoffentlic­h von den Rückschrit­ten der letzten Zeit und kehrt zu einem Diskurs zurück, der die Augen nicht vor der Tatsache verschließ­t, dass das Heer einen entscheide­nden Beitrag zu unserer Sicherheit leistet.

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