Beste Corona-Noten für Grüne
Bundeskanzler in Wiener Umfrage auf Platz vier
Wien – Bei der Frage, welche Politiker ihrer Verantwortung in der Coronavirus-Krise am besten nachgekommen sind, geben die Wienerinnen und Wiener Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die beste Note. Auch Platz zwei und drei gehen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Vizekanzler Werner Kogler an die Grünen. Dahinter folgen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Das ergab eine Market-Umfrage im Auftrag des STANDARD. (red)
Rund jeder vierte Wahlberechtigte in Wien sieht seine Heimatstadt gesundheitlich besser durch die Corona-Krise gekommen als den Rest Österreichs, 60 Prozent meinen, dass es gesundheitlich etwa gleich gut gegangen wäre, und nur elf Prozent sagen, dass es in Wien gesundheitlich schlechter gelaufen wäre. Besonders die erklärten Anhänger von SPÖ und Grünen stellen der Stadt ein gutes Gesundheitszeugnis aus.
Etwas anders sieht es aus, wenn man nach den wirtschaftlichen Folgen der Krise für Wien fragt: Hier sagen nur 15 Prozent, dass Wien die wirtschaftlichen Folgen besser als der Rest Österreichs gemeistert hätte, 13 Prozent meinen, dass es Wien härter träfe, und 65 Prozent sagen: „Wien ist wirtschaftlich etwa gleich gut durchgekommen wie der Rest von Österreich.“Das geht aus einer Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor.
In diesem Zusammenhang wurde auch erhoben, welche Bundesund Landespolitiker ihre Sache gut gemacht haben und welche eher nicht so gut.
Ein „Zweier“für Anschober
Hier sieht man, dass Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen – wie auch in vielen bundesweiten Umfragen – die besten Noten erhält. Abgefragt wurde nach der fünfstufigen Schulnotenskala: 49 Prozent der Wienerinnen und 37 Prozent der Wiener geben dem Oberösterreicher ein Sehr gut; sein Verhalten kommt bei älteren Befragten besser an als bei jüngeren, negative Benotungen vergeben fast nur Anhänger der FPÖ, diese dafür in hohem Ausmaß. Die Durchschnittsnote ist mit 2,03 kaum mehr zu toppen.
An Anschober heran reicht nur Bundespräsident Alexander Van der Bellen, bei dem der Unterschied in der Wahrnehmung von männlichen und weiblichen Befragten nicht ganz so stark auseinanderklafft – gleichzeitig ist die unterschiedliche Anerkennung durch jüngere und ältere Befragte stärker ausgeprägt. Durchschnittsnote 2,18.
Den dritten Platz belegt ebenfalls ein Politiker aus dem grünen Lager, nämlich Vizekanzler Werner Kogler mit der Durchschnittsnote 2,47. Der Steirer liegt damit knapp vor dem ersten Wiener (oder Wahlniederösterreicher) in der Wertung, Bundeskanzler Sebastian Kurz mit der Durchschnittsnote 2,51.
Ein genauerer Blick in die Datentabelle zeigt: Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener (wiederum Frauen deutlich stärker als Männer) ist geneigt, dem Kanzler die Bestnote zu geben, es gibt aber auch viele schlechte Benotungen, jeder Siebente gibt ein Nicht genügend.
Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: „Der Bundeskanzler hat Fans, die ihm wahrscheinlich überallhin folgen würden – aber er trifft auf starke Ablehnung vor allem von freiheitlichen Wählern, aber auch von erklärten Sozialdemokraten.“
Für den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig gelte das deutlich weniger, sagt Pfarrhofer: „Ludwig polarisiert viel weniger als die ÖVP-Politiker, er bekommt sehr wenige Fünfer, aber auch sehr viel weniger Einser als die Bundespolitiker Kurz oder gar Anschober. So kommt er zu einer guten Durchschnittsnote – wie auch der Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der etwas mehr polarisiert.“
Stark polarisiert etwa Innenminister Karl Nehammer, der von ÖVP-Wählern und tendenziell von älteren Befragten sehr gute Noten bekommt, bei SPÖ-Wählern, Freiheitlichen und auch bei politisch indifferenten Personen aber viele Fünfer kassiert.
Nehammer wird etwas mehr Verantwortung zugetraut als dem Wiener ÖVP-Chef, Spitzenkandidaten und Finanzminister Gernot
Blümel, der auch etwas mehr Fünfer bekommt.
Ganz am Ende der Liste steht FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, der als einziger freiheitlicher Politiker während der Krise – jeweils mit pointierter Kritik – die Öffentlichkeit erreicht hat. Ihm schlägt massive Ablehnung entgegen, 48 Prozent geben ihm ein Nicht genügend, ein Sehr gut geben Kickl fast nur erklärte FPÖ-Wähler.