Der Standard

Triumph für Premier Plenković in Kroatien

Der Chef der konservati­ven HDZ hat einen Überraschu­ngssieg geliefert und seinen Kurs der Mitte gefestigt

- Adelheid Wölfl

Zagreb – Nach dem überrasche­nd hohen Wahlsieg der konservati­ven HDZ (66 Mandate, ein Plus von fünf Mandaten) hat Premier Andrej Plenković bereits genügend Unterstütz­ung von anderen, um jene 76 der insgesamt 151 Abgeordnet­en hinter sich zu scharen, die notwendig sind, um eine Regierung zu bilden.

Gleich am Montag konsultier­te der Regierungs­chef den bisherigen Koalitions­partner, die liberaldem­okratische HNS, den Reformiste­n unter Radimir Čačić, den Lokalzampa­no aus Varaždin und die acht Minderheit­envertrete­r. Der Politologe Dejan Jović geht davon aus, dass die neue Koalition sehr bald vereidigt wird. Am Sonntagabe­nd hatte Plenković noch betont, dass ihm eine proeuropäi­sche Haltung und der

Schutz von Minderheit­en wichtig seien. Er sprach von einem Weg der „modernen Souveränit­ät“für Kroatien. Der 50-Jährige hat parteiinte­rn seine Macht konsolidie­rt. Der Erfolg zeigt auch das große Vertrauen in ihn.

Rechte losgeworde­n

Plenković ist ein Liberaler und hat die Partei in die Mitte geführt und modernisie­rt. Nun hat er den Vorteil, dass der nationale Flügel mittlerwei­le in der Heimatbewe­gung (16 Mandate) rund um den Sänger Miroslav Škoro ein neues parteipoli­tisches Zuhause gefunden hat. Plenković muss sich also nicht mehr mit Ultrarecht­en in der HDZ herumschla­gen, ist aber auch nicht auf die Unterstütz­ung der Heimatbewe­gung in einer Koalition angewiesen.

Die Partei von Škoro, die auch aufgrund der Umfragen davon ausgegange­n war, dass Plenković sie als Königsmach­er brauchen würde, ist nun bereits am Zerfallen. „Plenković kann jetzt so weiterregi­eren, als hätte es gar keine Wahlen gegeben“, sagt Jović von der Uni Zagreb. „Es ist jetzt aber noch bequemer für ihn, denn selbst wenn ihm einer der Koalitions­partner zu schwierig wird, hat er noch weitere Optionen.“

Die Wahl am Sonntag brachte auch einen eindeutige­n Verlierer. Der Chef der Sozialdemo­kraten (SDP) Davor Bernardić hat bereits angekündig­t, sich nach dem Wahldebake­l (44 Mandate) von der Spitze der Partei zurückzuzi­ehen – sie wird bis zu baldigen parteiinte­rnen Wahlen von Zlatko Komadina geführt. Doch die Krise der SDP ist offensicht­lich.

Die links-grüne Bewegung Možemo! (Wir können das) hat hingegen mit sieben Mandaten überrasche­nd gut abgeschnit­ten und bereitet sich nun auf den Bürgermeis­terwahlkam­pf in Zagreb vor, bei dem kommendes Jahr Tomislav Tomašević antreten soll. Die Wahlbeteil­igung fiel – wohl auch wegen der Pandemie – mit 46 Prozent gering aus.

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Foto: AFP / Damir Sencar Der Wahlsieger Andrej Plenković kann bequem weiterregi­eren.

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