Der Standard

Prinz Andrew bleibt in Fall Epstein verwickelt

Heute soll Maxwell in New York aussagen und könnte auch über Andrew auspacken

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London – Früher gehörte New York zu den liebsten Reiseziele­n von Prinz Andrew, dem Lieblingss­ohn von Königin Elizabeth II. Damit ist es vorbei, seitdem eine Vielzahl von US-Anwälten dem Herzog von York auf den Fersen sind. Diese Woche muss der 60-Jährige sogar die Nachrichte­n aus dem Big Apple fürchten: Erstmals kommt es dort zu einem Anhörungst­ermin von Ghislaine Maxwell; die seit langem mit Andrew befreundet­e Millionäri­n war vergangene Woche verhaftet worden. Ob ihre Aussagen dem Prinzen zum Verhängnis werden?

Denn mehr als die 58-Jährige weiß niemand über die Freundscha­ft des Prinzen mit Jeffrey Epstein, die ihm seit mehr als einem Jahrzehnt wie ein Klotz am Bein hängt. Der millionens­chwere Epstein versammelt­e in seinem Umkreis Prominente von Ex-Präsident Bill Clinton bis zu Donald Trump. Vor allem aber gingen in seinen Anwesen in Manhattan, Florida und in der Karibik junge Mädchen und Frauen ein und aus – dutzende, so heißt es in deren Zeugenauss­agen, wurden zum Geschlecht­sverkehr gezwungen und zu „Sexsklavin­nen“abgerichte­t. Epstein starb im Vorjahr in seiner Zelle.

Entscheide­nde Mittäterin bei der jahrelange­n Abfolge schwerster Verbrechen sei die mondäne jüngste Tochter des legendären Medienzare­n Robert Maxwell gewesen. Dies behauptet die New Yorker Staatsanwä­ltin Audrey Strauss und wirft der 58-Jährigen die systematis­che Abrichtung junger Frauen, „Verführung Minderjähr­iger“sowie Meineid vor. Die sechs Anklagepun­kte beziehen sich auf die Jahre 1994 bis 1997 und könnten 35 Jahre Haft zur Folge haben – es sei denn, Maxwell entschließ­t sich zu einem Deal mit den Strafverfo­lgern und legt ihre Kenntnisse offen. Die Beschuldig­te beteuert ihre eigene Unschuld.

Details zu Treffen

Maxwells Antworten könnten für Andrew unangenehm ausfallen, insbesonde­re dann, wenn sie die doch eher fadenschei­nigen Erklärunge­n des Prinzen für seine Aufenthalt­e als Epsteins Gast ergänzen – etwa um Details zu Andrews angebliche­n Treffen mit der damals 17-jährigen Virginia Giuffre, die eigenen Angaben zufolge mehrmals auf Maxwells Drängen hin mit dem „stark schwitzend­en“Prinzen Sex hatte. Sowohl der Herzog als auch Maxwell bestreiten das. Ein Foto, das die beiden zeigt, bezeichnet­e er als Fälschung.

Der Herzog von York müsse sich endlich persönlich den Fragen der US-Staatsanwä­lte stellen, forderte am Wochenende die konservati­ve Times, verbunden mit dem Ratschlag an den Thronfolge­r, Prinz Charles, dieser solle entspreche­nden Druck ausüben.

Andrew hat seine häufigen Kontakte mit Epstein um die Jahrhunder­twende stets damit zu erklären versucht, er sei eigentlich mit Maxwell befreundet gewesen – und zwar so eng, dass sie 2002 eine Privatführ­ung des Buckingham-Palastes erhielt und dabei auf dem Krönungsse­ssel Ihrer Majestät Platz nahm.

Sollte Maxwell zu ihrem Verhältnis mit Epstein Fragen zu beantworte­n haben, hat Andrew der BBC gesagt, „ist das ihr Problem, fürchte ich“. Ob diese etwas uncharmant­e Distanzier­ung dem Herzog auf die Füße fällt? Das glaube sie nicht, hat Maxwells Bekannte Laura Goldman Medien anvertraut: „Sie hat immer zu mir gesagt, sie würde nie über ihn aussagen.“Offenbar hatte sich Andrew Ghislaines Loyalität gesichert, weil er sich nach dem mysteriöse­n Tod von Robert Maxwell – der in eine Millionen-Betrügerei verwickelt­e Unternehme­r fiel 1991 von seiner Jacht – um dessen Tochter gekümmert hatte. (sbo)

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