Der Standard

Unterschie­dliche Strategien in Europa

Griechenla­nd sperrt die Grenzen für Serben und öffnet sie für Briten. Kroatiens Urlaubsort­e sind kaum betroffen, und in Paris kann der Louvre wieder besichtigt werden.

- Michael Vosatka, Adelheid Wölfl

Bis in die Nacht zum Mittwoch sollten in Deutschlan­d die strengen Corona-Auflagen im Kreis Gütersloh noch gelten. Das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster kippte am Montag mit sofortiger Wirkung die Verordnung der nordrhein-westfälisc­hen Landesregi­erung. Das Gesundheit­sministeri­um der Landesregi­erung hätte bei seiner Reaktion auf den Corona-Ausbruch beim Fleischver­arbeiter Tönnies, wo mehr als tausend Mitarbeite­r positiv getestet wurden, eine differenzi­ertere Regelung erlassen müssen, argumentie­rten die Richter. Die Lahmlegung des ganzen Kreises sei nicht mehr verhältnis­mäßig. Ein Spielhalle­nbetreiber hatte gegen die Sperren geklagt, da diese das öffentlich­e Leben lahmgelegt hatten. In den Städten der Standorte des Klägers gab es kaum Fälle.

Für Nordrhein-Westfalens Regierung unter Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) ist die Entscheidu­ng eine Niederlage. Die Regierung hatte nach dem Bekanntwer­den der Infektione­n bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrüc­k regionale Einschränk­ungen in den Kreisen Gütersloh und Warendorf verhängt, wo zahlreiche Mitarbeite­r der Fleischfab­rik wohnen. In Warendorf wurden die Maßnahmen jedoch schon vergangene Woche wiederaufg­ehoben.

Laschet hatte noch am Montag vor der Gerichtsen­tscheidung bei der Spitze der CDU für gezielte Sperren beim Auftreten von Corona-Hotspots geworben. Dafür erhielt Laschet auch explizit Lob vom aus Gütersloh stammenden Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus.

Auch in Italien ist nun die Fleischind­ustrie Zentrum eines Corona-Ausbruchs. 70 Mitarbeite­r von fünf Schlachthö­fen und Fleischver­arbeitern wurden in der lombardisc­hen Provinz Mantua positiv getestet. Bei den Infizierte­n handelt es sich neben Italienern um Arbeiter aus Indien, Ghana und osteuropäi­schen Ländern.

Griechen testen Touristen

In Griechenla­nd, das kürzlich wieder Grenzen und Flughäfen für Touristen geöffnet hat, sind am Montag 43 positive Corona-Tests gemeldet worden. Dies ist der mit Abstand höchste Wert seit Mitte Juni. Bei 36 Fällen handelt es sich um Touristen, allein 20 stammen aus Serbien. Zum überwiegen­den Teil wurden die positiven Tests an der bulgarisch­en Grenze registrier­t. Am Übergang Promachona­s-Kulata haben seit der Wiederöffn­ung mehr als 100.000 Menschen die Grenze zu Griechenla­nd überquert. Am Montag schloss die Regierung in Athen die Grenzen für Reisende aus Serbien wieder. Dafür sind ab 15. Juli auch wieder Flüge aus Großbritan­nien möglich. Flüge aus Schweden sind ebenfalls noch zumindest bis

Mitte des Monats gesperrt, die griechisch­e Regierung verfolgt die Entwicklun­g der Infektions­zahlen.

In Kroatien klettern die Infektions­zahlen seit 25. Juni wieder in die Höhe. Die Mehrzahl der neuen Fälle befindet sich in Slawonien und in Zagreb. Istrien und die dalmatinis­che Küste sind weit weniger betroffen, was vor allem für Touristen entscheide­nd ist. Rund um Split gibt es 48 Fälle.

Schweizer „Supersprea­der“

Nach einem Infektions­herd im Zürcher Nachtclub Flamingo wird in der Schweiz debattiert, ob das Schutzkonz­ept funktionie­rt. Ein „Supersprea­der“hatte am 21. Juni zahlreiche Partygäste angesteckt. Beim Versuch, die Anwesenden zu kontaktier­en, stellten die Behörden fest, dass viele Besucher erfundene E-Mail-Adressen angegeben hatten, manche davon mit „vulgärem Inhalt“, wie die Zürcher Gesundheit­sdirektori­n Natalie Rickli erklärte. Und jene, die erreicht wurden, hatten für die Behören oft nur Beleidigun­gen über.

Frankreich macht einen symbolträc­htigen Schritt zurück zur Normalität: Am Montag öffnete der Pariser Louvre nach einer Sperre von fast vier Monaten wieder. Die Verluste betragen mehr als 40 Millionen Euro. Besucher sollen ihr Ticket vorab lösen und müssen Maske tragen.

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Foto: Imago Beim Besuch im Louvre die Maske nicht vergessen!

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