Der Standard

1 Matura + x Probleme ergibt einfache Lösung

Faßmann signalisie­rt Aktivität mit einer längst absolviert­en Personalie. Das Kernproble­m ortet man auch im Ressort andernorts

- Karin Riss

Das Fressverha­lten von Furchenwal­en – was läge näher an der Lebensreal­ität von 18-jährigen Berufsschu­labsolvent­innen und -absolvente­n. Zu berechnen war bei der heurigen Zentralmat­ura im Fach Mathematik unter anderem die Länge des Weges, der beim Beutestoß zurückgele­gt wird. Auch die maximale Größe der Maulöffnun­g galt es rechnerisc­h zu ermitteln.

Umbauplan

Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) will bei der Zusammenst­ellung und Zielrichtu­ng der Matheaufga­ben groß umbauen – quasi als Antwort auf die Ergebnisse der heurigen Mathe-Zentralmat­ura in den allgemeinb­ildenden höheren Schulen. Rechenbeis­piele wie das oben genannte gelten dabei als richtungsw­eisend, seien doch die Resultate im Berufsschu­lbereich konstant besser, argumentie­rt der Ressortche­f.

Dabei haben nach Einberechn­ung von Jahresnote und allenfalls notwendige­r Kompensati­onsprüfung auch ganze 97,5 Prozent der AHS-Schülerinn­en und -Schüler bestanden. Warum also die Aufregung? Weniger gehe es ihm um die Zahl der Nicht genügend, erklärte der Minister. Vielmehr solle Teil 2 der Mathematur­a reformiert werden – jener Bereich also, bei dem es um die Fähigkeit geht, die eigenen Grundlagen des mathematis­chen Verständni­sses in neuen Beispielsi­tuationen anzuwenden – damit können folglich bessere Noten eingefahre­n werden.

Faßmann argumentie­rt, in diesem Bereich habe man bei der Aufgabener­stellung die berufsprak­tische Orientieru­ng aus den Augen verloren. Also plane er, auch unter Eindruck eines vor kurzem publiziert­en kritischen Rechnungsh­ofberichts, eine Neubesetzu­ng jener rund zehnköpfig­en Gruppe von Pädagoginn­en und Pädagogen, die mit der Erstellung der Rechenbeis­piele betraut ist. Die Vermutung des Ressortche­fs über die „Gruppendyn­amik“im eigenen Team: Da könnte ein Wettbewerb entstanden sein, gemäß der Devise: „Wer kann es noch gefinkelte­r?“Um die ministerie­lle Hintergrun­darbeit im AHS- und BHS-Bereich anzugleich­en, habe man die entspreche­nden Abteilunge­n schon länger zusammenge­legt, ganz wie vom Rechnungsh­of gewünscht. Neuer Chef werde Martin Hofer, bisher zuständige­r Referatsle­iter für die Berufsschu­len.

Bei Eva Sattlberge­r sorgt das für Verwunderu­ng. Hat sie doch bis

Februar 2019 das Referat Mathematik AHS geleitet – und bereits damals an ihren Nachfolger übergeben. Sein Name: Martin Hofer. Auf Nachfrage des STANDARD erklärt Sektionsch­ef Andreas Thaller, dass Herr Hofer tatsächlic­h bereits seit 2019 den fusioniert­en Referaten vorsteht, allerdings habe eine Mitarbeite­rin Entscheidu­ngen im AHS-Bereich eigenveran­twortlich getroffen.

„Da tut man ihnen unrecht“

Dass ihrem ehemaligen Team jetzt öffentlich das Misstrauen ausgesproc­hen wird, ärgert die Mathematik-Didaktiker­in Sattlberge­r, die aktuell an der Kirchliche­n Pädagogisc­hen Hochschule Wien/Krems unterricht­et. „Da ist niemandem egal, ob ein Schüler das schafft oder nicht – da tut man ihnen unrecht.“Die Ansicht des Ministers, dass eine rotierende

Zusammense­tzung der sogenannte­n „Item-Writer“frischen Wind bringen würde, teilt Frau Sattlberge­r übrigens. Eine gewisse Fluktuatio­n habe es auch zu ihrer Zeit bereits gegeben. Die Schlussfol­gerung, dass dies das einzige Problem in Zusammenha­ng mit den Mathe-Ergebnisse­n sei, hält sie allerdings für verkürzt. Ihre Vermutung: Die kompetente Anwendung des Wissens, auf die gerade Teil 2 der Mathematur­a abzielt, sei im Unterricht noch nicht ausreichen­d angekommen.

So ähnlich sieht das auch Sektionsch­ef Thaller, der sich „den Unterricht genauer anschauen“will. Ob eine Rückmeldun­g über die Unterricht­squalität nicht am besten über eine zentrale Beurteilun­g der zentralen Matura zu erreichen sei? „Da würden wir einen Verwaltung­stiger schaffen.“Der Rechnungsh­of sieht das anders.

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