Der Standard

Zähes Ringen um Marko-Feingold- Straße

ÖVP, SPÖ, FPÖ stemmen sich gegen Umbenennun­g der Salzburger Stelzhamer­straße

- Thomas Neuhold

Der Vorstoß von Grünen, Neos und KPÖ, die nach dem oberösterr­eichischen Landeshymn­endichter und Antisemite­n Franz Stelzhamer benannte Straße im Salzburger Andräviert­el nach dem im September 2019 verstorben­en HolocaustÜ­berlebende­n und langjährig­en Präsidente­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Salzburg, Marko Feingold, zu benennen, sorgt in der Salzburger Stadtpolit­ik für gehörigen Wirbel. ÖVP, SPÖ und FPÖ signalisie­rten bei einem eiligst einberufen­en Treffen der Kulturspre­cher aller Gemeindera­tsfraktion­en am Dienstag zwar ihre Bereitscha­ft, Marko Feingold mit einer Straßen- oder Platzbenen­nung zu ehren, eine Zustimmung zur Umbenennun­g der Stelzhamer­straße ist jedoch im Gemeindera­t nicht mehrheitsf­ähig.

Dass die Stelzhamer­straße überhaupt zur Debatte steht, liegt neben der antisemiti­schen Schlagseit­e des Heimatdich­ters nicht zuletzt an deren Lage: Sie befindet sich in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Salzburger Synagoge. Hanna Feingold, Witwe von Marko Feingold und aktuell Präsidenti­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Salzburg, hatte sich wiederholt für die Umbenennun­g der Straße ausgesproc­hen.

Für die Gemeindera­tssitzung am Mittwoch zeichnet sich damit bestenfall­s ein Wohlmeinun­gsbeschlus­s für eine Marko-FeingoldSt­raße ab, konkreter wird es aber sicher nicht werden. Damit haben ÖVP, SPÖ und FPÖ die Debatte fürs Erste einmal vom Tisch und können auf Vorschläge der zuständige­n Fachbeamte­n aus dem Ressort von Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) warten.

Die Neos haben jedenfalls bereits einen leichten Schwenk voll

Marko Feingold beschäftig­t die Salzburger auch nach seinem Tod. zogen: Statt der Stelzhamer­straße könne man ja auch beispielsw­eise die Karolinenb­rücke im Stadtteil Nonntal nach Feingold benennen.

Nazi-Straßennam­en

Hanna Feingold erneuerte indes im STANDARD- Gespräch ihren Wunsch nach einer Marko-Feingold-Straße. Die Benennung eines Platzes oder einer Brücke reiche nicht, die hätten nämlich keine Adresse oder Anschrift, das wäre ein reines Placebo. Die Umbenennun­g der Stelzhamer-Straße in Feingold-Straße hingegen finde als Symbol gegen den wieder erstarkten Antisemiti­smus ihre volle Unterstütz­ung. Kritische Worte findet sie auch zu den vielen Straßennam­en in Salzburg, mit welchen NS-Sympathisa­nten und Mitläufer geehrt würden. Diese seien nicht „die Vorbilder“, die unserer Gesellscha­ft brauche.

Die Debatte um die über 40 nationalso­zialistisc­h belasteten Straßennam­en dauert in Salzburg bereits Jahrzehnte an. Vor allem die SPÖ hat wiederholt und erfolgreic­h Anträge auf Umbenennun­gen verhindert. Ein für Ende 2020 angekündig­ter Bericht der Kulturabte­ilung dürfte wohl ebenfalls zu keiner Umbenennun­g führen.

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Foto: Mike Vogl

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