Der Standard

Einmal alles und alles überall

Corona hat die Wiener Festivals schwer getroffen. Am Donnerstag startet der Wiener Kultursomm­er als Ersatz. Auf dem Programm stehen bis Ende August rund 800 Veranstalt­ungen: von den Symphonike­rn bis zur Hip-Hopperin Yasmo.

- Michael Wurmitzer

Fünf „Kultursomm­er“hätte man mit den Bewerbunge­n von Künstlern um einen Platz auf einer der 25 Bühnen füllen können, sagte Wiens Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Dienstag bei der Präsentati­on der ersten beiden Wochen des Gratisprog­ramms, das ab Donnerstag jedes Wochenende bis Ende August stattfinde­n soll. Doch haben eben jeden Abend nur zwei Acts auf jeder der vielen Bühne Platz. Um das Budget von vier Millionen Euro zu schonen, spart man sich für „Wien dreht auf“eine eigene Beleuchtun­g. Wenn die Sonne untergeht, ist also Schluss.

Einfache Technik

Im Juli soll das um 21 Uhr der Fall sein, im August eine halbe Stunde früher. Dafür beginnt das Programm dann bereits um 17.30 Uhr. Möglichst viel vom Budget soll auch dank einfacher Tontechnik in die Gagen für die 2000 beteiligte­n Künstler fließen. Für jeden Akteur gibt es 500 Euro, egal ob weltberühm­t in Österreich oder ein Geheimtipp. Aus den vier Millionen bezahlt wird auch das Sicherheit­skonzept. Es basiert auf den Richtlinie­n des Bundes sowie dem bereits im Mai von der Stadt vorgestell­ten „Leitfaden für den Kulturbetr­ieb“. Für die Einhaltung von Sicherheit­sabständen sollen etwa Bodenmarki­erungen, Picknickde­cken oder Tische sorgen.

Eine Registrier­ung des Publikums ist indes nur an den beiden großen Bühnen auf der Donauinsel und in Oberlaa technisch vorgesehen, wo 500 Besucher möglich sind und der Besuch nur nach Reservieru­ng und mittels QR-Code möglich ist. Vor fünf kleineren und reservieru­ngsfreien Bühnen (bis 100 Personen) etwa in der Muthsamgas­se, auf dem HannahAren­dt-Platz oder auf der Zirkuswies­e werde niemand dazu gezwungen, seine Handynumme­r oder Mailadress­e zu hinterlege­n, so Kaup-Hasler. Man könne nur darum bitten, vertraut sie auf die Einsicht aller. Nach 28 Tagen werden die Daten wieder gelöscht.

Die kleinsten Bühnen für bis zu 30 Gäste sind die Artist Corners am Wallenstei­nplatz, Nietzschep­latz und Naschmarkt. Mit der dezentrale­n, über mehrere, auch äußere Bezirke verstreute­n Programmie­rung setzt der Kultursomm­er ein zuletzt verstärkte­s Anliegen der Wiener Stadtentwi­cklung um.

Um möglichst viel Publikum zu erreichen, strecken sich die Auftritte zwischen Literatur, Kabarett, Performanc­e, Theater und Musik querbeet. Sie reichen von den Wiener Symphonike­rn, die am Donnerstag zur Eröffnung im Arkadenhof des Rathauses spielen, über die Tschuschen­kapelle, Yasmo und die Klangkanti­ne bis zu Kurt Palm, Franzobel, Austrofred, Tex Rubinowitz, Joesi Prokopetz und Christoph und Lollo (siehe Kasten).

Einmal alles: Ein Überblick über die heimische Szene war nie einfacher. Die Bühnen sind keinen Genres zugeordnet, so soll jede Sparte von Wienerlied bis zum Kinderthea­ter überall auftauchen. Ein gedrucktes Programm wird es nicht geben, denn „wir tasten uns von Woche zu Woche durch einen intensiven Sommer“, so KaupHasler. Das dritte Wochenende ist derzeit noch nicht fertig geplant.

Nicht öffentlich finden Gartenkonz­erte in Seniorenwo­hnheimen statt. Offen abgehalten werden zudem Workshops in Kooperatio­n mit dem abgesagten Impulstanz.

Ob es einen Kultursomm­er 2021 geben wird, konnte auch Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) nicht beantworte­n. Jetzt gelte es, die Corona-bedingten Ausfälle von Festwochen, Jazzfest, Impulstanz und Donauinsel­fest zu kompensier­en. Mehr Wiener denn je würden ja diesen Sommer in der Stadt verbringen.

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Über die ganze Stadt verstreute Locations sollen den Wienern den Sommer versüßen. Sicherheit­sabstände werden etwa mittels Bodenmarki­erungen vorgegeben, Registrier­ung wird erbeten.

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