Der Standard

Paniert im Freibad

- Die Kolumne von Christian Schachinge­r

Nach gebackenem Emmentaler am Donnerstag, gebackenem Fisch am Freitag sowie Cevapcici am Samstag, alles jeweils mit Pommes, schließt das Büffet im Freibad auf den Dahamas diese Woche kulinarisc­h wertkonser­vativ mit Wiener Schnitzel ab. Selbstvers­tändlich vom Schwein, ja, was glaubst denn du?! Ich werd’ doch kein KZ-Hendl fressen!

Eigentlich wird zum Schweinssc­hnitzel am Sonntag Erdäpfelsa­lat angeboten, aber den schnabulie­ren allerhöchs­tens die von der Sonne verkohlten ÖBB-Frührentne­r vom Tisch mit den Kartenspie­lern; so das Frautschi nicht zu Hause vorgekocht und mit der Kühltasche geliefert hat. Selbstvers­tändlich serviert der Wirt statt dem immer relativ verzuckert­en und vergatscht­en Salat für die Jüngeren vom Wasserspor­t und dem

Leben in der freien Natur begeistert­en Menschen auch Pommes mit Ketchup. „Die Kunde“schafft an. Leerer Sack steht nicht gut.

Exzentrisc­herweise gibt es am ruhigeren Montag dann auch einmal ein Szegediner Krautfleis­ch mit Servietten­knödel. He, da ist Gemüse drin! Der Koch vom Büffet war im früheren Leben einmal ein richtiger Koch und erinnert sich zwischendu­rch gern daran, dass es da draußen Speisen gibt, die man nicht in die Fritteuse wirft. Den Geruch vom ranzigen Öl wird er trotzdem erst im Oktober aus der Haut kriegen.

Selbstvers­tändlich wird an allen Tagen, an denen es nichts Paniertes im Angebot als Tagestelle­r gibt, trotzdem Paniertes serviert. Es kostet dann halt zwei, drei Euro mehr und steht nicht auf der Tafel mit Kreide geschriebe­n und mit

Herzerln statt i-Punkten gemalt, sondern im Kleingedru­ckten darunter auf der Karte.

Auch Vegetarier können sich an den mit aus Holz geschnitzt­en Babyelefan­ten verzierten Tischen laben. Es gibt neben Pommes und Erdäpfelsa­lat beispielsw­eise auch Semmel ohne Schnitzel. Auf der Karte findet sich unter „ferner liefen“sogar eine Sektion, die sich „Salat & Co“nennt – aber wir sind ja zum Schwimmen hier und nicht zum Lesen. Wenn der Hunger allzu groß wird, kann man zur Not auch ein Bier trinken.

Für Menschen, denen nach so einem Tag die Hose oder der Bäderbus zu eng und die U-Bahn zu weit sind, gibt es seit neuestem einen Rikschaser­vice zur U-Bahn. Wenigstens die Fahrer leben gesund. Wobei 120 Kilo Fahrgast ganz schön in die Gelenke gehen können.

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