Der Standard

Lieber Polizeipfe­rde

- Ljubiša Tošić

In manch einem Hitzemonat früherer Jahre dachte der TV-Bürger, es gäbe die Sommergesp­räche womöglich nur, damit der ORF kreatives Scheitern übt. 2020 ist es anders: Ein Themenvaku­um ist nicht verzweifel­t zu füllen, der Politgast hat auf Brisantes zu reagieren. Kürzlich etwa mahnte Kanzler Kurz, das Virus käme über die Grenze, sogar mit dem Auto!

FPÖ-Chef Norbert Hofer nimmt das lustvoll auf. Er ist wohl für jede Möglichkei­t dankbar, nicht über Ibiza, das überwältig­ende Charisma von WienFPÖ-Chef Dominik Nepp oder die innere

ORF-„SOMMERGESP­RÄCH“MIT NORBERT HOFER

Bedrohung, die zur äußeren wurde (Strache), reden zu müssen.

Bezüglich Corona empfiehlt Hofer nicht die Mitgliedsc­haft in der FPÖ als innovative Form der Impfung gegen das Virus. Hygiene sei hingegen wichtig, Abstand halten und Vorsicht ebenso. Aber bitte nicht übertreibe­n, es gäbe auch andere Krankheite­n, kommt Hofer in Fahrt, etwa die Krankenhau­skeime. Simone Stribl geht ordentlich dazwischen. Gut so. Hofer muss aus seiner wattigen Freundlich­keit austreten, um Linie zu halten. Stribl erspart ihm ja auch nicht das Lästige: Hofer hätte also lieber Polizeipfe­rde als die Raucherlau­bnis in Lokalen. Zu Strache fällt ihm ein, dass er keinen Kontakt hat. An Nepp lobt er, dieser würde keine Schnappatm­ung praktizier­en. Er selbst fühle natürlich noch ein „inneres Feuer“.

In Summe vermittelt er aber den Eindruck eines Politikers, der am Stil als freundlich­er Zeitgenoss­e festhält wie an einem alten Wahlplakat, das einst wirkte. Hofer, einer der wartet, dass die Zeit alle Ibiza-Fragen begräbt.

dst.at/TV-Tagebuch

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