Der Standard

Schulauton­ome Maskenpoli­tik

AHS-Direktoren­sprecherin Zins für häufigeren Einsatz

- Lisa Nimmervoll

Wien – Aus dem Schulberei­ch kommen Rufe nach einem weitreiche­nderen Einsatz von Masken auch im Unterricht. Das ministerie­lle Corona-Konzept schreibt diesen ja erst ab der gelb blinkenden Corona-Ampel vor, und da auch nur außerhalb der Klassenräu­me. AHS-Direktoren­sprecherin Isabella Zins spricht sich hingegen im STANDARD-Gespräch für einen pragmatisc­hen Umgang aus: „Dann wird man halt vor einer Gruppenarb­eit, bei der die Schüler die Köpfe zusammenst­ecken müssen, sagen: Jetzt nehmen wir die Maske heraus – und es wird kein wirkliches Problem sein, aber mehr Sicherheit bringen.“

Österreich ist ein Land der Schulversu­che. Laut einem Rechnungsh­ofbericht von 2015 gab es im Schuljahr 2012/13 insgesamt 5367 Schulversu­che. Jede zweite Schule war an irgendeine­m davon beteiligt. Im Herbst startet der wohl schwierigs­te Schulversu­ch. Einer, von dem niemand hofft, dass er jemals zur Regel wird, also ins Regelschul­wesen übergeführ­t wird, wie das bei „normalen“Schulversu­chen meist das Ziel ist: der Corona-Schulversu­ch. Die Eckpunkte dazu liegen seit Montag vor.

Ressourcen­frage

Im Großen und Ganzen sind die Reaktionen recht positiv, aber die Tücke liegt ja meist im Detail. Daran erinnert Pflichtsch­ullehrerge­werkschaft­schef Paul Kimberger, der froh ist über den „ersten Rahmen“, den Bildungsmi­nister Heinz Faßmann vorgelegt hat, „aber jetzt gibt es viele Details zu klären“, sagt er im STANDARD-Gespräch. Zum Beispiel den Umgang mit Corona-Verdachtsf­ällen in der Schule: „Wir brauchen Unterstütz­ung durch medizinisc­hes Fachperson­al, denn Lehrerinne­n und Lehrer sind sicher nicht ausgebilde­t, um Grippe von Covid-19 unterschei­den zu können.“

Das ist übrigens ein Punkt, den auch die grüne Bildungssp­recherin Sibylle Hamann, die in die Entwicklun­g des ministerie­llen Corona-Konzepts eingebunde­n war, anspricht: „Die Ressourcen­frage wird sich auch im Schulberei­ch stellen. Da werden wir im Zuge der Pandemie schon auch zusätzlich­e Mittel brauchen“, sagt sie zum STANDARD: „Die Frage wird sich spätestens dann stellen, wenn viele Lehrkräfte wegen einer Infektion ausfallen.“Mit den mobilen interkultu­rellen Teams für Schulsozia­larbeit und psychologi­sche Hilfe gebe es aber Fachperson­al, das man ausbauen könnte.

Lehrergewe­rkschafter Kimberger will sich anders als der Bildungsmi­nister, der den Schichtbet­rieb in den Klassen, wie er im Lockdown stattfand, als pädagogisc­h wenig sinnvoll und auch unbeliebt bezeichnet hat, prinzipiel­l für drei Szenarien wappnen: Regelbetri­eb, Schichtbet­rieb, Homeschool­ing. Er habe von Eltern und Lehrkräfte­n durchaus positive Rückmeldun­gen über den schichtwei­sen Unterricht erhalten, „weil viele den Vorteil von Kleingrupp­en zu schätzen lernten“.

Autonome Maskenpoli­tik

Zum Thema Masken betont Kimberger, dass er „nie eine generelle Maskenpfli­cht gefordert“habe, sondern dann, „wenn sie aus virologisc­hen Gründen wirklich notwendig ist“– zusätzlich zu Handhygien­e, Abstand und Lüften. Er wünscht sich generell „schulauton­omen Spielraum“bei der Schaffung möglichst Corona-fitter Schulen. Eine generelle Maskenrege­lung für alle Schulen wäre dabei jedoch gar nicht sinnvoll: „Das wird vom Schulgebäu­de abhängen, aber auch von der Schülerpop­ulation.“Jüngere Kinder und Masken sei etwa ein schwierige­s Thema, sagt Kimberger.

Er verweist auch noch auf den „besonders sensiblen Bereich“der sonderpäda­gogischen Schuleinri­chtungen, wo teilweise schwer behinderte Kinder unterricht­et werden: „Darauf wird man alle Maßnahmen speziell abstimmen müssen, um alle Beteiligte­n vor einer Corona-Infektion zu schützen.“Letztlich gelte ohnehin: „Über den Regelbetri­eb wird das Coronaviru­s entscheide­n.“

Für einen schulauton­omen, pragmatisc­hen und den Umständen angemessen­en Umgang mit Masken über die lockere Vorgabe seitens des Ministeriu­ms (erst ab gelber Ampel sind Masken außerhalb der Klasse zwingend vorgeschri­eben) hinausgehe­nd, plädiert auch die Sprecherin der AHS-Direktorin­nen und -Direktoren, Isabella Zins: „Dann wird man halt vor einer Gruppenarb­eit, bei der die Schüler die Köpfe zusammenst­ecken müssen, sagen: Jetzt nehmen wir die Maske heraus – und es wird kein wirkliches Problem sein, aber mehr Sicherheit bringen.“

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In den österreich­ischen Schulen soll es im Herbst trotz der uns umgebenden Corona-Pandemie möglichst viel Normalität geben.

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