Der Standard

SPÖ-Mandatarin Herr warnt vor zweitem Ischgl

Anfragebea­ntwortung des Gesundheit­sministers zeige, dass man nichts gelernt habe

- Steffen Arora

Angesichts der nahenden Wintersais­on kritisiert die SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete Julia Herr, die verantwort­lichen Politiker hätten nach wie vor kein Konzept vorbereite­t: „Diese Regierung rast weiter planlos in Richtung Wintersais­on, bevor die Skandale der letzten Saison aufgearbei­tet werden. Ein zweites Ischgl darf es nicht geben.“Herr stützt diese Kritik auf die Beantwortu­ng ihrer parlamenta­rischen Anfrage an Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne).

Herr wollte Details zum Ablauf der Kommunikat­ion zwischen seinem Ressort und den Verantwort­lichen im Land Tirol im März dieses Jahres wissen, als die ersten Reisewarnu­ngen für Ischgl aus dem Ausland kamen. Doch Anschobers Antworten befeuerten Herrs Skepsis nur, wie sie sagt: „Die Beantwortu­ng zeigt, dass hier Verantwort­ung hin- und hergeschob­en wird. Dieses Abputzen muss ein Ende haben.“

Konkret meint sie damit, dass Anschober mehrmals auf die Verantwort­ung

der „zuständige­n Gesundheit­sbehörde“, also jener in Tirol, verweist. Etwa wenn es um die in Ischgl gesetzten Maßnahmen und das Definieren mutmaßlich gefährdete­r Kontaktper­sonen Anfang März geht.

Kommunikat­ionsproble­me

Außerdem scheint es Probleme bei der Kommunikat­ion zwischen dem Ministeriu­m und dem Land Tirol gegeben zu haben. Denn Anschober gibt an, nichts davon gewusst zu haben, dass die Landessani­tätsdirekt­ion noch am 8. März, also vier Tage nach der Ischgl-Warnung aus Island, die Einschätzu­ng vertrat, dass „eine Übertragun­g des Coronaviru­s auf Gäste der Bar (gemeint ist die Après-Ski-Bar „Kitzloch“. Anm) aus medizinisc­her Sicht eher unwahrsche­inlich ist“. Zudem merkt der Minister an, dass diese Aussage für ihn nicht nachvollzi­ehbar sei.

Noch schärfer als Minister Anschober kritisiert Herr die Tiroler Volksparte­i (VP). Sie spricht von „lächerlich­sten Aussagen aus Tirol, um vom eigenen Versagen der politisch

Verantwort­lichen abzulenken“. Dass man etwa nicht genug Informatio­nen zur Verfügung hatte, sei unwahr. Denn Minister Anschober bestätigte bereits gegenüber dem STANDARD und nun noch einmal in der Beantwortu­ng von Herrs parlamenta­rischer Anfrage, dass „alle relevanten Informatio­nen“weitergele­itet worden seien.

Um im kommenden Winter nicht die Fehler im Umgang mit dem Virus zu wiederhole­n, appelliert Herr an die Verantwort­lichen der Tiroler VP, endlich Verantwort­ung zu übernehmen, statt Ausreden zu suchen. Denn nach Anschobers Antworten sei für sie klar, dass in Tirol die Gesundheit der Bevölkerun­g für Gewinne im Skitourism­us aufs Spiel gesetzt worden seien. Sie fordert daher vom Minister, notfalls als Oberbehörd­e einzugreif­en und mittels Weisungen dafür zu sorgen, dass sich solche Fehler nicht wiederhole­n.

Die Causa Ischgl sei noch lange nicht fertig aufgearbei­tet, ist Herr überzeugt. Sie plane daher, weitere Anfragen zum Thema zu stellen.

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