Der Standard

Fintech will Aramco übertrumpf­en

Mit Ant Financial drängt ein weiterer Tech-Riese aus China an die Kapitalmär­kte. Mit 30 Milliarden Dollar gelingt dem Fintech-Konzern der größte Börsengang der Welt, er stellt den Ölkonzern Saudi Aramco in den Schatten.

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Alibaba-Gründer Jack Ma, der reichste Mann Chinas, will sich zu seinem 56. Geburtstag im September ein ganz besonderes Geschenk machen: den größten Börsengang der Welt. Das von ihm ins Leben gerufene Fintech-Unternehme­n Ant Financial gab am Dienstag den Startschus­s für eine Platzierun­g an den Börsen in Hongkong und Schanghai bekannt.

Insider halten ein Emissionsv­olumen von 30 Milliarden Dollar (25,32 Mrd. Euro) für möglich. Damit würde Ant Financial den Ölkonzern Saudi Aramco übertrumpf­en, dessen Börsengang im Vorjahr 29,4 Milliarden Dollar einbrachte. Im Wertpapier­prospekt nannte die AntGruppe, die den Bezahldien­st Alipay betreibt, weder den konkreten Zeitpunkt noch ein Volumen. In der Regel ist es nach einer Veröffentl­ichung des Wertpapier­prospekts aber nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis die Aktien platziert werden. Zwischen zehn und 15 Prozent der Aktien sollen an den Markt gebracht werden, sagte eine mit der Materie vertraute Person. Ant lehnte eine Stellungna­hme ab.

Jack Ma, auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen aus China ganz oben, hat am 10. September Geburtstag. Vor einem Jahr war er nach 20 Jahren von der AlibabaSpi­tze abgetreten.

Ant Financial wurde zuletzt mit mehr als 200 Milliarden Dollar bewertet und ist damit das teuerste Fintech-Unternehme­n der Welt. Mit Alipay betreibt Ant den dominieren­den Bezahldien­st in China und bieSchangh­ai tet über die Apps auch Kredite, Versicheru­ngen und Vermögensm­anagement-Dienste an. Alibaba hält ein Drittel der Anteile. Seit der letzten Finanzieru­ngsrunde 2018 sind außerdem namhafte Investoren wie der Staatsfond­s Temasek aus Singapur und der Finanzinve­stor Warburg Pincus beteiligt.

Neben der Hongkonger Börse strebt Ant Financial die Börse in an. Dort peilt man das Segment Star Market an, das es erst seit vergangene­m Sommer gibt und speziell für wachstumss­tarke chinesisch­e Firmen nach Vorbild der USBörse Nasdaq geschaffen wurde. Alibaba hatte noch 2014 die New Yorker Technologi­ebörse für seine Erstplatzi­erung gewählt. Inzwischen herrscht aber Eiszeit zwischen der Volksrepub­lik und Washington. Die Drohungen von USPräsiden­t Donald Trump gegen chinesisch­e Unternehme­n in den USA dürften Ant Financial die Wahl des Handelspla­tzes erleichter­t haben.

Von der Corona-Krise zeigte sich Ant Financial unbeeindru­ckt. Im ersten Halbjahr erwirtscha­ftete das Unternehme­n laut Wertpapier­prospekt umgerechne­t rund drei Milliarden Euro Betriebsge­winn nach gut 500 Millionen im ersten Vorjahresh­albjahr. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf neun Milliarden Euro. Das Börsenumfe­ld gilt trotz CoronaPand­emie als günstig, die Börsen haben dank der weit geöffneten Geldschleu­sen der Zentralban­ken kräftig zugelegt. Die US-Technologi­ebörse Nasdaq und der S&P 500 stiegen auf ein Rekordhoch. (Reuters)

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