Der Standard

Trump geht über Leichen

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Ruth Bader Ginsburg ist die erste Frau, deren Leiche im US-Kapitol aufgebahrt wird. Während sich die USA offiziell vor der verstorben­en Höchstrich­terin – die viel mehr war als das – verneigen, sind die Geier schon unterwegs: angeführt vom US-Präsidente­n. Ja, Donald Trumps erbärmlich­e Miesheit, die durch sein Amt überpropor­tional vergrößert wird, kann immer noch erstaunen.

Laut New York Times, die die vom US-Präsidente­n verbreitet­en Unsinnigke­iten dokumentie­rt, hat dieser höchstpers­önlich Folgendes in die Welt gesetzt: Bader Ginsburg habe ja vielleicht auf ihrem Totenbett gar nicht den Wunsch geäußert, dass der vakante Posten im Höchstgeri­cht erst in einer neuen Präsidents­chaft – also nach den Wahlen

und dem Amtsantrit­t des nächsten (oder, leider, desselben) Präsidente­n – nachbesetz­t werden sollte. Das höre sich wie eine von demokratis­chen Politikern erfundene Geschichte an, sagte Trump in Fox News.

In den sozialen Medien wurde Trumps Delegitimi­erung des letzten Wunsches von Bader Ginsburg begeistert aufgegriff­en. Mit Variatione­n. Den Satz „Mein inniglichs­ter Wunsch ist, dass ich nicht ersetzt werde, bevor ein neuer Präsident im Amt ist“habe sie ja nur ihrer achtjährig­en Enkelin in die Feder diktiert, bruhaha! Die im wirklichen Leben vor drei Jahren ihr Harvard-Jusstudium beendet hat. Und es waren auch noch andere Zeugen im Raum. Das wird jedoch auch nichts nützen. Trump geht über Leichen.

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