Der Standard

Mit 75 Jahren weist die Uno viele Mängel auf

In ihrem Jubiläumsj­ahr muss die Organisati­on beispiello­se Krisen meistern

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Jan Dirk Herbermann

Der zweite Uno-Generalsek­retär prägte einen der meistzitie­rten Sätze der Diplomatie: Die Vereinten Nationen seien nicht geschaffen worden, „um die Menschheit in den Himmel zu bringen, sondern sie vor der Hölle zu bewahren“. Der von Dag Hammarskjö­ld formuliert­e Auftrag gilt auch 75 Jahre nach Gründung. Trotz ihrer Unzulängli­chkeiten bleibt die Uno der einzige Bund, in dem die 193 Mitgliedst­aaten über nahezu alle globalen Herausford­erungen Beschlüsse fassen können: Vom Klimawande­l über Covid-19, Armut, Hochrüstun­g, bewaffnete Konflikte bis hin zu den Fluchtbewe­gungen.

Seit 1945 hat die Uno ein Netz völkerrech­tlicher Verträge zu Friedensfö­rderung,

wirtschaft­licher Entwicklun­g und Menschenre­chten aufgespann­t. Um die Handlungsf­ähigkeit in einem Zeitalter der eskalieren­den Krisen sicherzust­ellen, müssten sich aber mehr Mitgliedsl­änder als bisher engagieren. Und die in die Jahre gekommene Organisati­on braucht dringend einen Umbau, vor allem im Machtzentr­um, dem Sicherheit­srat.

Die „Allianz für den Multilater­alismus“zeigt die Richtung an. Das Netzwerk mit unterschie­dlichen Ländern von Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz und Luxemburg bis Afghanista­n, Kolumbien, Niger und Tunesien hat zwar noch keine großen Erfolge verbucht. Aber allein die Tatsache, dass sich dutzende Staaten zu einer engen internatio­nalen Kooperatio­n bekennen, ist beachtensw­ert.

Besser wäre es, wenn alle UnoMitglie­der an einem Strang zögen, sagen Experten. Dass sie das nicht tun, liegt auch am inneren Machtgefäl­le. Noch spiegelt der Rat die internatio­nale Ordnung aus dem Gründungsj­ahr der Uno, 1945, wider: Die fünf Vetomächte – USA, Russland, China, Frankreich und Großbritan­nien – geben den Ton an.

Die USA, China und Russland verfolgen riskante Alleingäng­e. Diese Egotrips gefährden die Glaubwürdi­gkeit der Uno umso mehr, als die drei im Sicherheit­srat alle Initiative­n blockieren können. Oder sie versuchen, die anderen auf Linie zu zwingen, wie die US-Amerikaner im Atomstreit mit dem Iran.

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