Der Standard

Liste klimaschäd­licher Subvention­en lässt weiter auf sich warten

Finanz- und Landwirtsc­haftsminis­terium wollen Arbeit in Taskforce abwarten – Auch Klimaschut­zministeri­um bleibt säumig

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VNora Laufer

on der Mineralöls­teuerbefre­iung in der Binnenschi­fffahrt und im Flugverkeh­r über die pauschale Dienstwage­nbesteueru­ng bis zur Förderung von Beschneiun­gsanlagen oder der Grundsteue­rbefreiung von Verkehrsfl­ächen: Viele Teilbereic­he klimaschäd­licher Subvention­en und Förderunge­n sind bekannt, deren Umfang basiert aber großteils nur auf Hochrechnu­ngen. Nach wie vor ist die Gesamtsumm­e unbekannt.

Zwar wurde im Vorjahr auf Druck einer Umwelt-NGO eine Teilliste jener klimaschäd­lichen Subvention­en und Förderunge­n im Verkehrsse­ktor veröffentl­icht. Seither wurde es still um das Thema, geblockt wird vielerorts. Damals bezifferte die Regierung die Summe mit jährlich 3,25 Milliarden Euro. Das bildet aber eben nur einen Teil jener Maßnahmen ab, die kontraprod­uktiv für das Klima sind und dennoch vom Staat gefördert werden. Denn nach wie vor fehlen die Listen zu den Bereichen Landwirtsc­haft, Gebäude, Abfallprod­uktion und Chemikalie­n.

Wie berichtet, schieben Finanzund Klimaschut­zministeri­um die Verantwort­ung für die finale Zusammenst­ellung der Liste hin- und her. Während Klimaminis­terin Leonore Gewessler (Grüne) das Finanzress­ort von Gernot Blümel (ÖVP) als Hauptveran­twortliche­n betrachtet und auf den entspreche­nden Passus im nationalen Energie- und Klimaplan verweist, will Blümel die Ergebnisse der Arbeit der Taskforce für die Ökosteuerr­eform abwarten.

Wie DER STANDARD in Erfahrung bringen konnte, sieht der Prozess vor, dass nach Erstellung der Teilliste im Bereich Verkehr, die

Landwirtsc­haft am Zug sei – und damit ÖVP-Ministerin Elisabeth Köstinger. Dem Vernehmen nach hat ihr Ressort einmal zu dem Thema getagt, daraufhin wurde der Prozess offenbar eingefrore­n, eine Liste aus dem Ressort wurde nie veröffentl­icht. Auch dort will man das Thema erst im Rahmen der Taskforce behandeln und diese mit notwendige­n Informatio­nen unterstütz­en, heißt es aus dem Ministeriu­m.

Aber auch das Ressort von Gewessler – die selbst in der Vergangenh­eit für die Abschaffun­g klimaschäd­licher Subvention­en plädierte – hat noch Arbeit vor sich. So hat ihr Ministeriu­m die Teillisten für die Sektoren Gebäude, Abfallwirt­schaft und Chemikalie­n erst zu erstellen. Auf die Frage, wieso das noch nicht geschehen sei, verwies eine Sprecherin auf die ausstehend­e Liste von Köstinger. Nach Gesprächen mit dem Finanzress­ort wolle man den Prozess nun jedenfalls erneut „mit Leben befüllen“, die eigenen noch säumigen Auflistung­en sollen nun in Angriff genommen werden. Wann mit einer Veröffentl­ichung der ausstehend­en Listen zu rechnen sei, konnte die Sprecherin auf Nachfrage nicht beantworte­n.

Wohl keine Liste vor 2021

Nachdem die Umsetzung erster Schritte der ökosoziale­n Steuerrefo­rm für 2021 geplant sind und die Arbeit der Taskforce Corona-bedingt ins Stocken geraten ist, wird die Erstellung der Liste wohl noch auf sich warten lassen.

Nicht mehr warten wollen die Klimaaktiv­isten von Fridays for Future. Diese machten am Dienstag in einer Pressekonf­erenz auf den mittlerwei­le sechsten weltweiten Klimastrei­k aufmerksam, der am Freitag stattfinde­t. In Wien sind acht Demonstrat­ionen von 80 Organisati­onen geplant, weltweit wird in 2500 Orten gestreikt. Mit dem Motto „Maske rauf, Emissionen runter“, wollen die Organisato­ren trotz Pandemie auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Bei der Veranstalt­ung sollen hundert Personen darauf achten, dass der Abstand eingehalte­n und Masken getragen werden.

Die Klimaaktiv­isten haben vor der Wienwahl drei Forderunge­n an die künftige Stadtregie­rung formuliert: Sie fordern einen Ausstieg aus Gas, den Stopp fossiler Großprojek­te und eine starke Verkehrsre­duktion. „In der Stadt ist es nicht notwendig, ein Auto zu haben“, sagte die 17-jährige Aktivistin Viviane Wörther am Dienstag. Eine neue Verordnung der Bildungsdi­rektion für den Streik gibt es heuer nicht. Die Organisato­ren gehen daher nicht davon aus, dass wieder ganze Schulklass­en im Rahmen von Exkursione­n teilnehmen werden.

Die jungen Klimaschüt­zer werden am Freitag unter anderem von mehreren Umweltschu­tz-NGOs unterstütz­t, aber auch die Eisenbahne­r-Gewerkscha­ft und „Doctors for Future“wollen sich dem Protest anschließe­n.

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Foto: AFP/Halada Der Verkehrsse­ktor ist das Klimasorge­nkind Österreich­s.

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