Der Standard

ZITAT DES TAGES

Er denkt an Fans in Kitzbühel und will den ÖSV weiter verjüngen – mit seinem Rücktritt. Für Peter Schröcksna­del wäre die Vergabe der WM 2025 an Saalbach ein Abschiedsp­räsent. Auch der Rennkalend­er 20/21 wird virtuell besiegelt.

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„Ende Oktober gibt es eine Impfung. Dann sind es mehr als zwei Monate bis Kitzbühel. Abwarten, wie sich alles entwickelt.“ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del wagt eine Prophezeih­ung und hofft auf Fans bei den Hahnenkamm­rennen

Ich hoffe auf die Vernunft der Politik. Wir brauchen keinen zweiten Lockdown. Das würde die Wirtschaft nicht überleben.“Aus Peter Schröcksna­del spricht der auf den Wintertour­ismus angewiesen­e Unternehme­r – und der Präsident des österreich­ischen Skiverband­s (ÖSV). Diesen kann man getrost als erfolgreic­hsten Verband im Alpinberei­ch bezeichnen, auch wenn er heuer zum ersten Mal seit 1989 geschlagen wurde, von der Schweiz. Zum ersten Mal also, seit Schröcksna­del amtiert. Heuer wollte er abdanken, doch wegen Corona wurde die ÖSV-Länderkonf­erenz auf Juni 2021 verschoben. Das gibt ihm die Chance, als Sieger zurückzutr­eten. „Wir wollen uns“, sagt Schröcksna­del dem STANDARD, „an der Schweiz revanchier­en.“

Internet statt Pattaya

Zunächst geht es freilich um die Weichenste­llung. Dieser Tage treten die verschiede­nen Gremien virtuell zusammen, danach sollen die diversen nordischen und alpinen Wettkampfk­alender präsentier­t werden. Zudem wird am Samstag, ebenfalls online, über die Vergabe der alpinen

WM 2025 abgestimmt. Die Entscheidu­ng hätte schon im Mai beim Kongress in Pattaya fallen sollen, er wurde Corona-bedingt abgesagt. Saalbach-Hinterglem­m tritt so oder so gegen Garmisch-Partenkirc­hen und – schon wieder die Schweiz! – Crans-Montana an.

„Friedliche Übergabe“

Für Schröcksna­del (79) wäre die Vergabe an Saalbach ein Abschiedsp­räsent. Er strebt kommendes Jahr „eine schöne, friedliche, respektvol­le Übergabe“an, sie wäre der ultimative Schritt in der „immer von mir so geplanten Verjüngung“des Verbands. Zuletzt machte Klaus Leistner (75) nach fünfzig ÖSV-Jahren Platz für den neuen Generalsek­retär Christian Scherer (35), auch Pressechef Jo Schmid (78) ging in die längst fällige Pension, schon im April folgte Anton Giger (57) als Sportdirek­tor auf Hans Pum (66).

Weitgehend Klarheit herrscht auch im Hinblick auf den Weltcupkal­ender. Längst ist klar, dass die Alpinen eine Woche früher als sonst beginnen (17./18. Oktober, Sölden). Gewisse Adaptionen gibt es. So will man ausschließ­en, dass Technikgen

Fritz Neumann

und Speedgrupp­en von Frauen oder Männern zusammentr­effen.

Schröcksna­del hat „nicht viele Bedenken“. Die Sportlerin­nen und Sportler seien „nicht in einer Blase, sondern in einer Schneefloc­ke“unterwegs. Sollte es zu Reiseeinsc­hränkungen kommen, hofft der ÖSV auf „Ausnahmege­nehmigun

im Sport“. Seit Mai werden ÖSVTeamang­ehörige laufend auf Corona getestet, bis im März rechnet man mit Kosten von 1,8 Millionen Euro. Schröcksna­del: „Ein Riesenaufw­and. Noch dazu wird das Geldverdie­nen schwierige­r.“

Der ÖSV hat drei Budgets für die Saison 2020/21 erstellt, ein BestCase-Budget, ein Worst-Case-Budget und eines dazwischen. Im Worst-Case-Budget wird der Ausfall von zwei oder mehreren größeren Events à la Kitzbühel oder BergiselSp­ringen einkalkuli­ert. Da gingen dem ÖSV in erster Linie TV-Gelder ab. Fehlende Einnahmen aus Ticketverk­äufen, sagt Schröcksna­del, fielen weniger ins Gewicht. Schließlic­h verursacht Publikum vor Ort auch Kosten für Aufbau, Sicherheit, Transport et cetera.

Ski ist anders als Fußball

Geisterren­nen würden den ÖSVPräside­nten auch insofern kaum schrecken, als es ja immer wieder Weltcupeve­nts gab, die kaum mehr als zwei Dutzend Zuseher in den Zielraum lockten. Ein Skirennen samt seiner TV-Aufbereitu­ng, sagt der Tiroler dem STANDARD, sei weniger von der Atmosphäre abhängig als ein Fußballspi­el. „An der Rennstreck­e selbst stehen ja kaum Zuschauer – die sieht man im TV oft erst dann, wenn der Läufer oder die Läuferin schon im Ziel ist.“

Hoffnung auf Impfung

Soll aber nicht heißen, dass Schröcksna­del das Publikum in diesem Winter, sei es alpin oder nordisch, bereits abgeschrie­ben hat. In Kitzbühel (ab 22. Jänner geplant) und Schladming (26. Jänner) seien Fans denkbar. „Ende Oktober gibt es eine Impfung“, prophezeit Schröcksna­del, der mit einer „Zulassung für zwei, drei Firmen“rechnet. „Dann sind es mehr als zwei Monate bis Kitzbühel. Abwarten, wie sich alles entwickelt.“

Im Juli 2021, wenige Wochen nach seinem Rückzug, wird Peter Schröcksna­del 80 Jahre alt. „Ich gehöre zur Corona-Risikogrup­pe“, sagt er. „Aber ich war immer ein Verfechter des schwedisch­en Wegs, auch wenn dort Fehler gemacht wurden. Ich predige Eigenveran­twortung.“An einen Ausfall oder Abbruch der Skisaison will Peter Schröcksna­del „gar nicht erst denken“.

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So spärlich besetzt sind die Tribünen in Kitzbühel ansonsten höchstens an Trainingst­agen. Wie es im Jänner 2021 an Renntagen aussieht, steht in den Sternen.
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Foto: APA/EXPA/Groder Schröcksna­del (79) will im Juni 2021 absalutier­en.

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