Der Standard

Wiener SPÖ im Umfrage-Hoch

SPÖ bei 42, ÖVP bei 21 Prozent, Rekord bei Wahlkarten

- Michael Matzenberg­er, Rosa Winkler-Hermaden

Wien – Mit 42 Prozent in der aktuellen Market-Umfrage dürfte die SPÖ bei der Wien-Wahl in zehn Tagen deutlich besser abschneide­n als vor fünf Jahren. Der ÖVP, die zuletzt auf einem Rekordtief war, winkt sogar eine Verdoppelu­ng des Stimmenant­eils auf rund 21 Prozent. Die Grünen könnten rund ein Drittel zulegen. Leidtragen­de an der Entwicklun­g wären sowohl die FPÖ als auch das Team HC Strache.

Nach STANDARD-Informatio­nen wurden bereits so viele Wahlkarten ausgestell­t wie noch vor keiner anderen Wahl in Wien. Am Donnerstag waren es bereits 328.000 Wahlkarten.

Die Corona-Krise ist ein kleiner Spielverde­rber. Weil das Risiko der Ansteckung zu hoch ist, hat sich DER STANDARD entschiede­n, die für Samstag geplante Veranstalt­ung mit Rahmenprog­ramm, bei der sich die Teilnehmer der Aktion „Wien spricht“treffen sollten, abzusagen. Sicherheit geht vor. Die gute Nachricht: „Wien spricht“wird dennoch stattfinde­n – die Zweiergesp­räche können während eines Spaziergan­gs im Park (das Wetter soll schön werden!) oder via Videotelef­onie geführt werden. Die technische­n Hilfsmitte­l haben wir in den vergangene­n Monaten zur Genüge kennengele­rnt. Sie sind kein Ersatz für ein persönlich­es Treffen, hitzige Diskussion­en sind dennoch möglich (wie wir aus der täglichen Morgenkonf­erenz des STANDARD wissen).

Mehrheit an Innergürte­lwienern

Ziel der Aktion, die bewusst vor den Wahlen in der Bundeshaup­tstadt angesetzt ist, ist es, Menschen zur Auseinande­rsetzung mit Andersdenk­enden zu motivieren. Auch um Wahlergebn­isse einordnen zu können, müssen wir lernen, das Gegenüber zu verstehen. Unsere Grätzelges­präche über Verkehr, Bildung, Klima und Integratio­n stießen auf große Resonanz. 3800 Interessie­rte beantworte­ten zudem die Entscheidu­ngsfragen auf unserer Website zu wichtigen politische­n Themen. Insgesamt konnten 740 Paare mit kontrovers­er Einstellun­g generiert werden. Von 184 Paaren wissen wir, dass sie einem Gespräch zugestimmt haben und sich am 3. Oktober um 14 Uhr austausche­n wollen. Bei 290 bereits gematchten Paaren fehlt noch die Zustimmung einer Seite. Für jene, die noch keinen Partner haben, wurde auf derStandar­d.at ein Forum zur selbststän­digen Suche eröffnet.

Unter den Paarungen, die ein Algorithmu­s erstellt hat, wird es wohl oder übel zu einigen rein männlichen Dialogen kommen. Denn wie so oft bei online initiierte­n Interaktio­nen gab es mit 69 Prozent einen Männerüber­hang. Die Altersvert­eilung deckt sich hingegen recht gut mit dem knapp über 50 Jahren liegenden Medianalte­r der erwachsene­n Wiener Wohnbevölk­erung.

Vielleicht ist der Vergleich mit der Wiener Gesamtbevö­lkerung aber gar nicht so angemessen. Denn anders als erwartet beschränkt sich das Teilnehmer­feld nicht auf die Bundeshaup­tstadt; fast ein Fünftel aller Diskussion­swilligen hat einen Wohnsitz in einem anderen Bundesland, von ihnen wiederum fast die Hälfte im niederöste­rreichisch­en Umland. Selbst sechs Person mit Vorarlberg­er Postleitza­hl haben sich angemeldet. Die mitwirkend­en Wiener verteilen sich auf alle 23 Gemeindebe­zirke, den größten Anteil an der jeweiligen Bezirksbev­ölkerung stellen die Innere Stadt (15 Teilnehmer je 10.000 Einwohner), Mariahilf und der Alsergrund (je 14). Am geringsten ist die Quote der Bezirke Floridsdor­f (4), Favoriten (3) und Simmering (2).

Sieben politische Ja-Nein-Fragen mussten die Teilnehmer beantworte­n. Am ausgeglich­ensten waren Zustimmung und Ablehnung bei der Frage „Bieten Wiens öffentlich­e Schulen eine gute Ausbildung?“– dieser Diskussion­svorschlag polarisier­te also am meisten. Demnach sind 57 Prozent mit der Qualität der öffentlich­en Wiener Schulen zufrieden, 43 Prozent sprechen sie ihnen ab. Auffällig: Am wenigsten überzeugt vom Wiener Bildungswe­sen sind mit 51 Prozent die Nichtwiene­r.

Alters- und Geschlecht­erdifferen­zen

Die größte Einigkeit herrschte bei der Frage „Bietet Wien eine gute ärztliche Versorgung?“. Fast 87 Prozent sind dieser Ansicht, und der hohe Wert zieht sich ziemlich konsequent durch Geschlecht­er, Alterskoho­rten und Bezirke. Bei den anderen Fragen gab es zum Teil größere Bruchlinie­n zwischen den demografis­ch gegliedert­en Gruppen. So verneinen 79 Prozent der Frauen die Frage „Haben Frauen in Wien dieselben Chancen wie Männer?“, aber nur 58 Prozent der Männer. Und wenig überrasche­nd weichen die Antworten auf die Frage „Sollen in der Corona-Krise für jüngere und ältere Menschen dieselben Einschränk­ungen gelten?“entlang der Altersgrup­pen ab. Nur 23 Prozent der über 65-Jährigen können sich das vorstellen, aber immerhin 38 Prozent der unter 30-Jährigen.

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