Wiener SPÖ im Umfrage-Hoch
SPÖ bei 42, ÖVP bei 21 Prozent, Rekord bei Wahlkarten
Wien – Mit 42 Prozent in der aktuellen Market-Umfrage dürfte die SPÖ bei der Wien-Wahl in zehn Tagen deutlich besser abschneiden als vor fünf Jahren. Der ÖVP, die zuletzt auf einem Rekordtief war, winkt sogar eine Verdoppelung des Stimmenanteils auf rund 21 Prozent. Die Grünen könnten rund ein Drittel zulegen. Leidtragende an der Entwicklung wären sowohl die FPÖ als auch das Team HC Strache.
Nach STANDARD-Informationen wurden bereits so viele Wahlkarten ausgestellt wie noch vor keiner anderen Wahl in Wien. Am Donnerstag waren es bereits 328.000 Wahlkarten.
Die Corona-Krise ist ein kleiner Spielverderber. Weil das Risiko der Ansteckung zu hoch ist, hat sich DER STANDARD entschieden, die für Samstag geplante Veranstaltung mit Rahmenprogramm, bei der sich die Teilnehmer der Aktion „Wien spricht“treffen sollten, abzusagen. Sicherheit geht vor. Die gute Nachricht: „Wien spricht“wird dennoch stattfinden – die Zweiergespräche können während eines Spaziergangs im Park (das Wetter soll schön werden!) oder via Videotelefonie geführt werden. Die technischen Hilfsmittel haben wir in den vergangenen Monaten zur Genüge kennengelernt. Sie sind kein Ersatz für ein persönliches Treffen, hitzige Diskussionen sind dennoch möglich (wie wir aus der täglichen Morgenkonferenz des STANDARD wissen).
Mehrheit an Innergürtelwienern
Ziel der Aktion, die bewusst vor den Wahlen in der Bundeshauptstadt angesetzt ist, ist es, Menschen zur Auseinandersetzung mit Andersdenkenden zu motivieren. Auch um Wahlergebnisse einordnen zu können, müssen wir lernen, das Gegenüber zu verstehen. Unsere Grätzelgespräche über Verkehr, Bildung, Klima und Integration stießen auf große Resonanz. 3800 Interessierte beantworteten zudem die Entscheidungsfragen auf unserer Website zu wichtigen politischen Themen. Insgesamt konnten 740 Paare mit kontroverser Einstellung generiert werden. Von 184 Paaren wissen wir, dass sie einem Gespräch zugestimmt haben und sich am 3. Oktober um 14 Uhr austauschen wollen. Bei 290 bereits gematchten Paaren fehlt noch die Zustimmung einer Seite. Für jene, die noch keinen Partner haben, wurde auf derStandard.at ein Forum zur selbstständigen Suche eröffnet.
Unter den Paarungen, die ein Algorithmus erstellt hat, wird es wohl oder übel zu einigen rein männlichen Dialogen kommen. Denn wie so oft bei online initiierten Interaktionen gab es mit 69 Prozent einen Männerüberhang. Die Altersverteilung deckt sich hingegen recht gut mit dem knapp über 50 Jahren liegenden Medianalter der erwachsenen Wiener Wohnbevölkerung.
Vielleicht ist der Vergleich mit der Wiener Gesamtbevölkerung aber gar nicht so angemessen. Denn anders als erwartet beschränkt sich das Teilnehmerfeld nicht auf die Bundeshauptstadt; fast ein Fünftel aller Diskussionswilligen hat einen Wohnsitz in einem anderen Bundesland, von ihnen wiederum fast die Hälfte im niederösterreichischen Umland. Selbst sechs Person mit Vorarlberger Postleitzahl haben sich angemeldet. Die mitwirkenden Wiener verteilen sich auf alle 23 Gemeindebezirke, den größten Anteil an der jeweiligen Bezirksbevölkerung stellen die Innere Stadt (15 Teilnehmer je 10.000 Einwohner), Mariahilf und der Alsergrund (je 14). Am geringsten ist die Quote der Bezirke Floridsdorf (4), Favoriten (3) und Simmering (2).
Sieben politische Ja-Nein-Fragen mussten die Teilnehmer beantworten. Am ausgeglichensten waren Zustimmung und Ablehnung bei der Frage „Bieten Wiens öffentliche Schulen eine gute Ausbildung?“– dieser Diskussionsvorschlag polarisierte also am meisten. Demnach sind 57 Prozent mit der Qualität der öffentlichen Wiener Schulen zufrieden, 43 Prozent sprechen sie ihnen ab. Auffällig: Am wenigsten überzeugt vom Wiener Bildungswesen sind mit 51 Prozent die Nichtwiener.
Alters- und Geschlechterdifferenzen
Die größte Einigkeit herrschte bei der Frage „Bietet Wien eine gute ärztliche Versorgung?“. Fast 87 Prozent sind dieser Ansicht, und der hohe Wert zieht sich ziemlich konsequent durch Geschlechter, Alterskohorten und Bezirke. Bei den anderen Fragen gab es zum Teil größere Bruchlinien zwischen den demografisch gegliederten Gruppen. So verneinen 79 Prozent der Frauen die Frage „Haben Frauen in Wien dieselben Chancen wie Männer?“, aber nur 58 Prozent der Männer. Und wenig überraschend weichen die Antworten auf die Frage „Sollen in der Corona-Krise für jüngere und ältere Menschen dieselben Einschränkungen gelten?“entlang der Altersgruppen ab. Nur 23 Prozent der über 65-Jährigen können sich das vorstellen, aber immerhin 38 Prozent der unter 30-Jährigen.