Der Standard

Erste Ausfahrt der Wiener Impf-Bim

Die kostenlose Grippeimpf­aktion der Stadt Wien erfreut sich großer Beliebthei­t. Es wurden bereits knapp 44.000 Anmeldunge­n verzeichne­t. Besonders beliebt ist die Impfung in der Straßenbah­n.

- Vanessa Gaigg, Oona Kroisleitn­er

Wer sich in Wien gegen Grippe impfen lassen will, hat diese Saison eine breite Auswahl an Örtlichkei­ten: Selbst in einer eigens umgestalte­ten Straßenbah­n kann man sich den Nadelstich abholen.

Die Impf-Bim ist Teil der Kampagne der Stadt Wien für die heuer erstmals kostenlose Grippeimpf­ung. Der Andrang ist groß und überrascht­e selbst die Verantwort­lichen.

Erika Zeilinger hält ihren Impfpass und ihre E-Card schon bereit. Die 62-Jährige steht ganz vorn in der Reihe derjenigen, die heute als Erste jene Straßenbah­ngarnitur betreten werden, die ab sofort als Impf-Bim durch Wien tingelt. Die Termine werden im FünfMinute­n-Takt vergeben. „Wenn man zu spät ist, verfällt er gleich“, sei ihr gesagt worden. Deshalb ist Frau Zeilinger überpünktl­ich gekommen.

Ein paar Minuten nach zehn ruft ein Securitymi­tarbeiter, der mit Klemmbrett in den Händen vor der einzigen geöffneten Tür steht, schließlic­h Zeilingers Namen. Nach einer kurzen Fiebermess­ung darf die 62-Jährige die Straßenbah­ngarnitur betreten, in der sie gleich gegen Grippe geimpft werden wird.

In der ersten Woche wird die Impf-Bim durchgehen­d am Karlsplatz stehen, später wird sie unter anderem auch am Schwedenpl­atz und beim Westbahnho­f haltmachen. Die Termine dafür wurden im Voraus vergeben – anmelden konnte man sich online oder telefonisc­h unter 1450. Aufgrund ihrer Beliebthei­t

ist die Impf-Bim vorerst ausgebucht. Überhaupt ist die Nachfrage nach der Gratisgrip­peimpfakti­on der Stadt Wien groß: Knapp 44.000 Anmeldunge­n gibt es laut dem Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bisher. Die meisten Termine sind schon weg. Nach und nach werden aber weitere Termine für die folgenden Monate freigescha­lten werden. Neben der Bim kann man sich auch bei teilnehmen­den Ärzten und in den Gesundheit­szentren impfen lassen.

Begehrtes Gut

Kurz bevor Frau Zeilinger die Impfbim einweihen durfte, wurde diese von einem Tross an Politikern und Funktionär­en in fast schon feierliche­r Manier eröffnet, bloß Band gab es keines zum Durchschne­iden: Sowohl Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Stadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) als auch Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres und der Wiener Apothekerk­ammerpräsi­dent Philipp Saiko waren zugegen. Man war sich einig: Die kostenlose Impfaktion sei ein Beispiel für die gute Zusammenar­beit der verschieTe­ilnahme denen Verantwort­ungsträger und werde einen Beitrag zum Freihalten der Krankenhau­skapazität­en während der Corona-Pandemie leisten.

Bei 500 Personen gab es bei der Anmeldung zur Impfaktion technische Probleme, ihre Termine wurden gecancelt. Diese seien aber informiert worden, wurde versichert. Für Frau Zeilinger war die Impfung jedenfalls keine Premiere: Seit zwanzig Jahren lasse sie sich gegen Grippe impfen, sagt die Pensionist­in.

In den anderen Bundesländ­ern regt sich zum Teil Unmut, weil dort nicht genügend Impfstoff vorhanden sei, auch manche Patienten klagen, dass sie – nicht wie sonst üblich – ihre Dose nicht in der Apotheke abholen können, die sie dann privat verimpfen lassen. „Ich weiß nicht, ob ich mich ärgern oder ob ich darüber lachen soll“, sagt Hacker im STANDARD-Gespräch. Dass Wien diese Saison 400.000 Impfdosen zur Verfügung habe, liege schlicht daran, dass man sich eben rechtzeiti­g darum bemüht habe. Verwiesen wird zudem auf die 600 niedergela­ssenen Ärzte, die ihr Interesse an der bei der Impfaktion angemeldet haben.

Auch der Präsident der Wiener Apothekerk­ammer Philipp Saiko kalmiert: Man werde in den nächsten Wochen in vielen Apotheken schon auch noch privat zu erwerbende­n Impfstoff zur Verfügung haben, sobald die Dosen geliefert werden. „Man kann ihn kaufen, aber man bekommt ihn halt auf dem anderen Weg geschenkt“, sagt Ärztekamme­r-Chef Szekeres dazu.

Das Gesundheit­sministeri­um wiederum verweist darauf, dass gerade für ältere Personen der optimale Impfzeitpu­nkt ohnehin erst ab Ende Oktober eintreten wird. 1,25 Millionen Dosen konnten bisher bundesweit besorgt werden, eine Steigerung um 60 Prozent im Gegensatz zur Vorsaison.

Bereits im Frühjahr forderten die Länder die Aufnahme der Influenza-Impfung in das Basisleist­ungsprogra­mm der Krankenver­sicherung. Für Hacker gibt es demnach die Chance, dass die Impfung auch künftig kostenlos erhältlich sein werde: „Das ist der Plan.“In trockenen Tüchern sind die Pläne jedoch noch nicht. Hat man damit gerechnet, dass derart viele Leute nun Interesse zeigen? „Ich bin positiv überrascht“, sagt Hacker. „Für mich wäre es der größte Erfolg, wenn uns der Stoff frühzeitig ausgehen sollte.“

Geänderte Teststrate­gie

Wie am Donnerstag zudem bekannt wurde, wird die Stadt Wien künftig auch ihre Teststrate­gie umstellen: Geplant ist, dass Fahrradkur­iere künftig das Testkit für die Gurgelvari­ante vor die Haustür bringen. Dadurch sollen die vielkritis­ierten Wartezeite­n verkürzt werden.

Frau Zeilinger ist, was die Impfung betrifft, jedenfalls rechtzeiti­g dran. Sie habe sich so schnell als möglich angemeldet, erzählt die pensionier­te Lehrerin. In der ImpfBim selbst muss der „Impfling“, wie die Impfwillig­en hier von manchen genannt werden, zuerst ein Formular ausfüllen. In großen Abständen zueinander sind zwei Tische eingericht­et, wo der Vorgang abgewickel­t wird. Auch Vorhänge wurden montiert. Die werden zugezogen, kurz bevor es heißt: „Bitte Arm freimachen!“

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Foto: AFP/APA Kurz bevor man die ImpfBim betreten darf, wird Fieber gemessen. Während des Impfens werde es nicht ruckeln, versichert­e der Bürgermeis­ter: Die Bim steht.
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