Wien-Umfrage zeigt Trend zur SPÖ
Der bisherige Wahlkampf stellt der Partei von Michael Ludwig deutliche Zuwächse in Aussicht: In der Bürgermeisterfrage zeigt sich, dass er das Zugpferd für ein Ergebnis über 40 Prozent ist.
Zehn Tage vor der Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl zeigt sich die SPÖ deutlich gestärkt gegenüber der Umfrage im Frühsommer und dem Wahlergebnis von 2015. Die ÖVP dagegen wird in der Umfrage des Linzer Market-Instituts schwächer als im Frühsommer, aber gut doppelt so stark wie bei der letzten Wien-Wahl eingeschätzt.
Market-Institut-Leiter David Pfarrhofer: „Die SPÖ ist in Wien gut unterwegs, Bürgermeister Michael Ludwig könnte bei einer Direktwahl 42 Prozent bekommen, dazu kommen noch fünf Prozent, die ihn auf Nachfrage nennen – und ein Ergebnis von 42 Prozent erscheint auch für die SPÖ wahrscheinlich.“
Pfarrhofer betont, dass Dankbarkeit zwar kein sehr starkes Wahlmotiv ist, dass aber Wien in den Augen seiner Bevölkerung heute besser als oder mindestens gleich gut dasteht wie vor fünf Jahren. 26 Prozent sehen eine Verbesserung, 40 Prozent keine Veränderung, und nur 32 Prozent meinen, dass es schlechter geworden sei.
Pfarrhofer: „Das sieht auf den ersten Blick nach viel aus, aber vor fünf Jahren war der Wert mit 41 Prozent, die Verschlechterungen wahrgenommen haben, deutlich höher.“
Verbesserungen werden überdurchschnittlich häufig von jungen Befragten, von Bewohnern der Innenbezirke und Wählern von Grünen und SPÖ wahrgenommen.
Die zweitstärkste Partei in der Market-Umfrage ist die ÖVP mit 21 Prozent. Ihr Spitzenkandidat, Finanzminister Gernot Blümel, könnte direkt mit elf Prozent rechnen (plus vier Prozent aus der Nachfrage an Unentschlossene) – beides weit über den 9,24 Prozent 2015.
Wählerwünsche
In diesem Zusammenhang lohnt der Blick auf die gewünschten Wahlfolgen. DER STANDARD lässt vor Wahlen immer erheben, welche Ergebnisse sich die Wahlberechtigten wünschen. Und auch da nennen 41 Prozent den Wunsch, dass Ludwig Bürgermeister bleiben möge, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Juni. Noch deutlicher: Die Vergleichszahl für Michael Häupl aus dem September 2015 lautet 30 Prozent. Einen Bürgermeister Blümel wünschen sich nur neun Prozent, unverändert gegenüber Juni.
Die Idee, dass eine parteifreie Person Bürgermeister werden könnte, verfing im Juni noch bei 18 Prozent, jetzt sind es bloß zwölf.
Junge neigen zu Grünen
An dritter Stelle der Umfrage kommen die Grünen – sie kommen auf hochgerechnet 16 Prozent. Das wäre ein Zugewinn von rund vier Prozentpunkten gegenüber 2015. Pfarrhofer: „Die Grünen sind in unserer Umfrage seit Juni ziemlich stabil. Je nach Fragestellung würden sechs bis acht Prozent der Wiener Wahlberechtigten Birgit Hebein als Bürgermeisterin wählen.“Noch deutlicher ist der Wunsch, dass die Grünen mit Hebein in der Landesregierung bleiben – diesen Wunsch äußern 25 Prozent, wobei junge Wählerinnen und Wähler besonders stark in diese Richtung votieren. Das wiederum hängt vermehrt damit zusammen, dass die Wählerschaft unter 30 besonders stark grün orientiert ist.
Bei Jungwählern liegen SPÖ und Grüne in den Rohdaten mit jeweils 27 Prozent gleichauf – Wähler über 50 Jahren nennen dagegen vor allem SPÖ (39 Prozent) und ÖVP (27 Prozent) und mit großem Abstand FPÖ.
Den Freiheitlichen sagt Market einen großen Verlust voraus: 2015 waren sie mit 30,8 Prozent zweitstärkste Partei – in der aktuellen Umfrage sind sie mit neun Prozent einstellig. Wünschten im September 2015 noch 22 Prozent der FPÖ, dass sie zur meistbeachteten Partei der Wahl werden sollte, so wollen das jetzt gerade noch sieben Prozent. Und FPÖ-Spitzenmann Dominik Nepp wollen auch nur vier Prozent als Bürgermeister.
Praktisch unverändert gegenüber 2015 wollen vier von zehn Wiener Wahlberechtigten, dass die Wahl „ein klares Zeichen gegen rechts“ist – und in diesem Spektrum befindet sich ja auch der den Wienern aus vielen Wahlkämpfen bekannte ExFPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
In der Umfrage kommt dessen Team auf vier Prozent – was angesichts einer Fünf-Prozent-Hürde nicht für einen Einzug in den Landtag reichen würde.
Keine einfache Position sieht Pfarrhofer auch für die Neos: „Die anderen Parteien sind viel stärker in Konflikten und haben daher entsprechende Präsenz. Zwar will jeder fünfte Befragte die Neos im Landtag haben – aber die Bereitschaft, sie zu wählen, ist bei weitem nicht so hoch.“In der Umfrage kommen die Neos auf sechs Prozent, das ist etwa das Ergebnis der letzten Landtagswahl – aber weit von den 9,9 Prozent der Wiener entfernt, die bei der Nationalratswahl vor einem Jahr Neos gewählt haben.
Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr könnte bei einer Direktwahl gerade drei Prozent der Bürgermeisterstimmen bekommen.