Der Standard

Auszeichnu­ng für belarussis­chen Aktivisten

„Alternativ­e Nobelpreis­e“ehren Einsatz für Demokratie – EU ringt um Sanktionen

- Gerald Schubert

Der Konflikt in Belarus (Weißrussla­nd), der auf der Agenda des am Donnerstag begonnenen Brüsseler EU-Gipfels stand, schlägt sich auch in der Vergabe des diesjährig­en „Alternativ­en Nobelpreis­es“nieder: Zu den Preisträge­rn des Right Livelihood Award, wie die Auszeichnu­ng offiziell heißt, zählen der belarussis­che Demokratie­aktivist Ales Bjaljazki und das von ihm gegründete Menschenre­chtszentru­m Wjasna (Frühling).

Seit fast 30 Jahren engagiert sich Bjaljazki in seiner Heimat für Demokratie und Freiheit. Die Organisati­on Wjasna, die er 1996 gründete, setzt sich für politische Gefangene ein und ist mittlerwei­le zur führenden Nichtregie­rungsorgan­isation des Landes geworden, die auch im Zusammenha­ng mit den jüngsten Massenprot­esten gegen Langzeitma­chthaber Alexander Lukaschenk­o immer wieder ihre Stimme gegen Wahlbetrug und Menschenre­chtsverlet­zungen erhebt.

Lukaschenk­o will bei der Präsidents­chaftswahl am 9. August mehr als 80 Prozent der Stimmen erhalten haben und ließ sich für seine bereits sechste Amtszeit vereidigen. Die Europäisch­e Union allerdings will die Rechtmäßig­keit der Wahl nicht anerkennen und ringt um Sanktionen gegen die Führung in Minsk.

Bis kurz vor dem Brüsseler EUGipfel blieb deutlich, dass die Union in dieser Frage nicht mit einer Stimme spricht. Auf Sanktionen drängt unter anderem Litauen, das an Belarus grenzt und Aufnahmela­nd für Swetlana Tichanowsk­aja wurde, Lukaschenk­os Gegenkandi­datin, die sich nach der Wahl ins Exil gedrängt sah. Im Entwurf für die Abschlusse­rklärung des Gipfels wird die Gewalt gegen friedliche Demonstran­ten verurteilt. Wie sich allerdings Zypern verhält, das konkrete Sanktionen bisher blockiert hatte, blieb zunächst offen

Der frischgeba­ckene Preisträge­r Bjaljazki bedauerte, dass die EU bisher keine Sanktionen gegen das Regime in Minsk beschlosse­n hat.

Iran, USA, Nicaragua

Auch die anderen Personen, die heuer die „Alternativ­en Nobelpreis­e“der Stockholme­r Right-Livelihood-Stiftung erhalten, machen sich für Demokratie und Menschenre­chte stark: Geehrt wurden neben Ales Bjaljazki die iranische Menschenre­chtsanwält­in Nasrin Sotudeh, der US-Bürgerrech­tler Bryan Stevenson sowie die Indigenena­ktivistin und Umweltschü­tzerin Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua.

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