Nawalny verdächtigt Putin
Nowitschok-Einsatz „nur mit Wissen des Präsidenten“
– Das Nachrichtenmagazin Spiegel hat am Donnerstag das erste Interview mit dem russischen Oppositionellen Alexej Nawalny nach dessen Vergiftung veröffentlicht. Darin belastet er Russlands Präsidenten Wladimir Putin: „Ich behaupte, dass hinter der Tat Putin steht, und andere Versionen des Tathergangs habe ich nicht.“
Wie genau er vergiftet worden sei, wisse er nicht. Er vermute, eine vergiftete Oberfläche berührt zu haben. Sein Überleben schreibt er „einer Verkettung glücklicher Umstände“zu: der Notlandung in Omsk und der schnellen Gabe von Atropin. Plan des Kreml sei wohl einfach gewesen, ihn im Flugzeug sterben zu lassen – ohne Beweise für Gift.
Putin macht er anhand von Indizien für die Tat verantwortlich. Von deutschen Behörden habe er nicht mehr erfahren als das, was den Medien bekannt sei. Ein Befehl für den Einsatz von Nowitschok könne in Russland nur von zwei oder drei Personen kommen, so Nawalny – Geheimdienstchefs, die nur auf Anweisung Putins handelten. Das hoffe er jedenfalls: Mit einem Becher Nowitschok könne man „alle Passagiere in einer großen Berliner U-BahnStation vergiften. Wenn der Zugang zum Kampfstoff nicht bei drei Leuten liegt, sondern bei 30, dann ist der eine globale Bedrohung.“
Moskau reagierte verärgert. Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin nannte den Oppositionspolitiker einen „impertinenten Schuft“und sagte, „Putin hat ihm das Leben gerettet“. Dieser habe ihm schließlich die Ausreise erlaubt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte später am Donnerstag in Moskau, Nawalny werde von Spezialisten der CIA angeleitet. (rio, mesc, ab)