Der Standard

Jeder vierte gestundete Kredit in Gefahr

Je nach weiterer Entwicklun­g der Realwirtsc­haft könnte die Corona-Krise auch für die Banken zur Herausford­erung werden. Die Rate an Non-Perfoming Loans könnte signifikan­t ansteigen.

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In der Corona-Krise waren Banken bisher ein Hauptanspr­echpartner. Kredite in der Höhe von 4,08 Milliarden Euro wurden bereits gestundet (Stand Ende Juni). Möglich wurde das, weil die Bundesregi­erung im April als Corona-Soforthilf­e ein gesetzlich­es Kreditmora­torium eingeführt hatte. Damit wurde Verbrauche­rn und Kleinstunt­ernehmern die Möglichkei­t gegeben, Verpflicht­ungen für Rückzahlun­gen, Zins- oder Tilgungsza­hlungen gestundet zu bekommen. Der Anwendungs­zeitraum dieser Regelung wurde bereits ein Mal verlängert und läuft aktuell bis 31. Oktober.

Abfederung

Stark gefragt wurden aber auch Überbrücku­ngskredite. Das neu vergebene Kreditvolu­men legte seit Mitte April auf rund 30 Milliarden Euro zu. Damit sollen die CoronaFolg­en für Private und Unternehme­n abgefedert werden.

Doch für die Banken schwingt damit ein großes Risiko mit. Denn die Frage wird sein, ob all diese Kredite und Stundungen ab dem kommenden Monat wieder bedient werden können. Die Lage am Arbeitsmar­kt bleibt indes angespannt. Fast täglich werden neue Jobkürzung­en gemeldet. Hinzu kommt, dass wegen der steigenden Infektions­zahlen neue Verschärfu­ngen drohen, die sich wiederum auf die Wirtschaft und Konsumlaun­e durchschla­gen. Laufen zudem die Hilfsmaßna­hmen aus, werden die Auswirkung­en auf die Realwirtsc­haft und auf den Finanzmark­t durchschla­gen.

Momentan stehe der Finanzmark­t – für viele überrasche­nd – noch gut da. Aber die Krise könne noch sehr schmerzhaf­t werden. Die heimischen Finanzdien­stleister seien auf die Bewältigun­g der wirtschaft­lichen Folgen der Covid-19Kreditve­rgaben

Pandemie aber viel besser vorbereite­t, als sie es auf die globale Finanzkris­e 2008 waren, sagt Helmut Ettl, Vorstand der Finanzmark­taufsicht FMA. Damals waren sie Auslöser der Krise. Heute könnten sie einen großen Beitrag zur Lösung zumindest der wirtschaft­lichen Herausford­erungen leisten.

Gut vorgesorgt

Nach Angaben von FMA-Vorstand Eduard Müller verfügten die Banken, „obwohl wir bereits mitten in der Rezession stecken, nach wie vor über 39 Milliarden Euro freier Eigenmitte­l“, womit sie Verluste absorbiere­n oder – als Hebel für die

– ein Kreditvolu­men bis zu 300 Milliarden generieren könnten. Man geht jetzt aber davon aus, dass etwa 25 Prozent des gestundete­n Kreditvolu­mens ausfallen könnten. Das hat ein Stresstest der österreich­ischen Bankenaufs­icht ergeben.

Es geht im Fall zwar um Milliarden Euro, aber trotzdem würde sich damit der Anteil der faulen Kredite an den gesamten Krediten aus heutiger Sicht lediglich von zwei auf vier Prozent verdoppeln. Laut Ettl läge man damit dennoch deutlich unter den bis zu 13 Prozent, die in der Finanzkris­e abzuschrei­ben waren. (bpf)

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Die Corona-Krise könnte sich auf die Vitalität der Banken auswirken. Die FMA geht davon aus, dass ein Viertel der Kredite ausfallen könnte.

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