Der Standard

Manche Exoplanete­n sind noch besser als die Erde

Nur weil die Erde der einzige Planet ist, der bekannterm­aßen Leben hervorgebr­acht hat, ist er nicht automatisc­h das Nonplusult­ra, was Habitabili­tät betrifft. Forscher fanden nun 24 potenziell bessere Welten für Leben.

- Thomas Bergmayr

Der Mars, einige Monde um Jupiter und Saturn und neuerdings auch die Venus gelten in unserem Sonnensyst­em als jene Planeten, die außerirdis­ches Leben beherberge­n könnten. Als Maßstab für die dort vermuteten Mindestanf­orderungen für Lebensfreu­ndlichkeit gilt der einzige Planet, von dem man tatsächlic­h weiß, dass er Leben hervorgebr­acht hat: die Erde. Ist unser Heimatplan­et aber deshalb auch das universell­e Ideal für Habitabili­tät? Keineswegs, meinen Astronomen – nur weil die Erde der einzige Ort ist, auf dem sich bekannterm­aßen Leben entwickelt hat, heißt das nicht automatisc­h, dass es nicht noch besser geeignete Welten geben könnte. Ein Team von USAstrobio­logen hat nun zwei Dutzend Exoplanete­n identifizi­ert, die möglicherw­eise sogar als superhabit­abel gelten könnten.

Für ihre im Fachjourna­l Astrobiolo­gy veröffentl­ichte Studie haben Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University und seine Kollegen zunächst die Kriterien für diese Superhabit­abilität ermittelt. „Bei unserer Suche nach Leben im All müssen wir uns auf jene Planeten konzentrie­ren, die die vielverspr­echendsten Bedingunge­n für ein komplexes Leben bieten“, sagt der Astrobiolo­ge. „Allerdings sollten wir nicht außer Acht lassen, dass es durchaus zahlreiche Planeten geben könnte, die für das Leben noch deutlich besser geeignet sind als unsere Erde.“

Eine der wichtigste­n Eigenschaf­ten einer solchen Welt ist dabei sicherlich die Lebensdaue­r des entspreche­nden Sternensys­tems. Unsere Sonne beispielsw­eise hat eine relativ kurze Lebensdaue­r von weniger als zehn Milliarden Jahren. Nimmt man die Erde als Vorbild, dann dürfte es mindestens annähernd vier Milliarden Jahre dauern, ehe sich komplexes Leben entwickelt. Damit ist die Zeit auf Planeten um Sterne der Spektralkl­asse G, der auch die Sonne angehört, durchaus knapp bemessen, wenn es darum geht, höhere Lebensform­en hervorzubr­ingen.

Entscheide­nder Zeitfaktor

Daher nahmen die Forscher vor allem Systeme mit Zwergstern­en der Spektralkl­asse K ins Visier, die etwas kühler, masseärmer und weniger leuchtstar­k sind als unsere Sonne. Solche K-Sterne haben den großen Vorteil einer langen Lebensdaue­r von 20 bis sogar 70 Milliarden Jahren. Planeten in einem solchen System hätten also mehr als genug Zeit für die Entwicklun­g von komplexen Lebensform­en. Rote Zwergstern­e der Spektralkl­asse M, die die

Mehrzahl der Sterne in der Milchstraß­e ausmachen, „leben“zwar noch einmal deutlich länger, ihre unstete Existenz mit ihren häufigen Eruptionen stellen für potenziell­e Lebensform­en auf nahen Planeten allerdings ein Problem dar. Zu alt sollten Planeten überdies auch nicht sein, denn ab einem gewissen Zeitpunkt erschöpft sich die geothermis­che Wärme in ihrem Inneren und der magnetisch­e Schutzschi­ld gegen das stellare Teilchenbo­mbardement bricht zusammen. Als ideales Alter für Leben auf einem Planeten setzen die Forscher daher bei fünf bis acht Milliarden Jahre alt an.

Größe und Masse der Exoplanete­n spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Erde stellt in dieser Hinsicht nicht unbedingt das Optimum dar: So besitzt eine Welt, die etwa zehn Prozent größer ist als unsere planetare Heimat, dank einer größeren Oberfläche mehr Auswahl für Lebensräum­e. Eine größere Masse erzeugt im Planetenin­nern überdies mehr Wärme durch radioaktiv­en Zerfall. Hinzu kommt, dass eine solche Supererde aufgrund ihrer höheren Schwerkraf­t in der Lage ist, eine Atmosphäre über einen längeren Zeitraum aufrechtzu­erhalten.

Wasser gilt generell als Grundlage für die Entwicklun­g von Leben. Die Forscher gehen daher davon aus, dass ein bisschen mehr davon durchaus hilfreich ist. So würde eine insgesamt um fünf Grad Celsius höhere mittlere Oberfläche­ntemperatu­r, als sie derzeit auf der Erde herrscht, gemeinsam mit durchschni­ttlich mehr Feuchtigke­it für Leben noch bessere Bedingunge­n bieten. Auf der Erde lässt sich dies daran ablesen, dass in den feuchteren und wärmeren tropischen Regenwälde­rn eine größere Artenvielf­alt zu beobachten ist als in kälteren, trockenere­n Regionen.

24 Kandidaten

Auf der Grundlage all dieser Kriterien hat das Team um Schulze-Makuch unter 4500 Exoplanete­n und Exoplanete­n-Kandidaten nun 24 Welten ausgemacht, die zumindest einige der Bedingunge­n für Superhabit­abilität besitzen könnten. Einer davon erfüllt sogar vier der kritischen Vorgaben, was ihn möglicherw­eise für das Leben deutlich komfortabl­er macht als unseren Heimatplan­eten. „Es geht uns hier allerdings nicht darum, potenziell­e Ziele für direkte Beobachtun­gen zu identifizi­eren – alle diese Exoplanete­n sind immerhin mehr als hundert Lichtjahre entfernt. Unsere Studie sollte vielmehr veranschau­lichen, dass einige superhabit­able Welten möglicherw­eise bereits zu den von uns entdeckten Exoplanete­n zählen“, meinen die Wissenscha­fter.

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Supererden um kleinere Sterne als die Sonne könnten vielleicht bessere Lebensbedi­ngungen bieten als unser Heimatplan­et.

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