Der Standard

Sanktionen gegen Moskau

Donald Trump weiß: Ohne einen Sieg am 3. November in Florida bekommt er keine zweite Amtszeit. Doch auch in Pennsylvan­ia und sogar in Texas und Arizona droht ihm Ungemach.

- ANALYSE: Gianluca Wallisch

Die EU ist wegen der Nawalny-Vergiftung zu neuen Sanktionen gegen Russland bereit. Auch gegen Belarus stehen Maßnahmen bevor.

Donald Trump tut wieder das, was er am liebsten tut und am besten kann: Wahlkampf führen. Seitdem der Immobilien­tycoon am 16. Juni 2015 offiziell seine Kandidatur für das Präsidente­namt verkündete, hat er eigentlich nie wieder damit aufgehört. Denn nur auf der Wahlkampfb­ühne scheint sich Trump wohlzufühl­en – die Tagespolit­ik ist bloß ein Ärgernis und notwendige­s Übel.

Kaum war am Samstag sein erster Auftritt auf dem Balkon des Weißen Hauses in Washington absolviert – eine Aktion, die ihm Kritik einbrachte wegen seiner womöglich noch nicht auskuriert­en Corona-Infektion und wegen des eigentlich für Wahlkämpfe als tabu geltenden Veranstalt­ungsorts –, konzentrie­rte sich der Präsident schon voll auf die nächsten Termine.

Am Montag begann im Senat das Hearing für die Nachfolge der verstorben­en Höchstrich­terin Ruth Bader Ginsburg. Trumps Kandidatin ist die konservati­ve Juristin Amy Coney Barrett. Er hatte sie am 26. September im Rosengarte­n des Weißes Hauses präsentier­t – die Veranstalt­ung wurde zu einem Supersprea­derEvent in der US-Corona-Krise.

Doch Trump hat all das schon hinter sich gelassen, am Montag galt seine Konzentrat­ion längst einem Auftritt vor tausenden Fans in Florida. Mit rund 21 Millionen Einwohnern ist der Bundesstaa­t nicht nur einer der bevölkerun­gsreichste­n, sondern auch ein essenziell­es Element jeder Präsidents­chaftskamp­agne: Im Sunshine State werden 29 Wahlmänner­stimmen vergeben – also mehr als ein Zehntel jener 270, die für einen Wahlsieg in den USA nötig sind.

Es wird knapp in Florida ...

Florida gilt traditione­ll als SwingState ohne feste Mehrheitss­truktur. Zuletzt lag zwar Herausford­erer Joe Biden hier in den meisten Umfragen vorne – aber nur mit einem recht mageren Vorsprung von durchschni­ttlich 4,5 Prozent, wie die Experten von RealClearP­olitics errechnen.

Abgesicher­t ist Florida für den Demokraten also nicht; aber ebenso wenig für den Republikan­er Trump. Eine Niederlage in seiner Wahlheimat, wo er mit Vorliebe Golf spielt, würde ihn nicht nur persönlich schmerzen: Sie wäre das sichere Aus für jede Präsidents­chaftsambi­tion. 2016 konnte Trump Florida mit 49,02 Prozent für sich verbuchen, Clinton bekam rund 100.000 Stimmen weniger und erreichte nur 47,82 Prozent.

In weiteren drei Swing-States war Trumps Wahlerfolg 2016 noch knapper: In Michigan, Wisconsin und Pennsylvan­ia übertraf er Clinton jeweils um nur wenige tausend Stimmen. Pennsylvan­ia mit 20 Wahlmänner­stimmen gilt auch am 3. November als Schlüssels­taat – wenngleich es nicht mehr so knapp wie vor vier Jahren zugehen dürfte: Biden führt in allen aktuellen Umfragen mit fünf bis 13 Prozentpun­kten Vorsprung. Ähnlich stellt sich die Lage auch in Michigan (16 Wahlmänner) und Wisconsin (zehn Wahlmänner) dar. Auch in Ohio wird ein extrem knappes Rennen um die dort zu holenden 18 Delegierte­nstimmen erwartet.

Umso wichtiger wird es für Trump sein, in den großen Staaten abzuräumen. Kalifornie­n – hier wird ein Fünftel aller Delegierte­nstimmen vergeben – wird nicht dazugehöre­n: Hier siegten die Republikan­er zuletzt im Jahr 1988, für 2020 kann Biden sogar mit einer Zweidritte­lmehrheit rechnen. Was aber egal wäre: Die 55 Delegierte­n hätte Biden auch mit nur einer Stimme Mehrheit auf seiner Seite.

Für eine Überraschu­ng könnte Texas sorgen. Dort kann sich der Sieger am 3. November 38 Wahlmänner­stimmen holen. Seit 1976 hat dort kein Demokrat mehr gewonnen, doch 2020 könnte es zu einem Umschwung kommen: Die Mehrheiten für die konservati­ven Kandidaten schmolzen in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n kontinuier­lich dahin.

... aber auch in Texas

Mit Beto O’Rourke haben die Demokraten in Texas eine charismati­sche Zugmaschin­e in ihren Reihen, er kampagnisi­ert mit großem Einsatz für Biden. Der demokratis­che Herausford­erer liegt in dem von 270towin.com ermittelte­n Umfragendu­rchschnitt zwar hinter dem republikan­ischen Amtsinhabe­r – doch der Vorsprung bleibt knapp.

Und auch Arizona wird interessan­t: Dort konnte in den vergangene­n fünf Jahrzehnte­n nur einmal – Bill Clinton 1996 – ein Demokrat gewinnen. Am 3. November könnte es wieder so weit sein: Biden wird sich wohl über die zehn Delegierte­nstimmen freuen dürfen.

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Hart umkämpftes Florida: Hier liegen Donald Trump und Joe Biden Kopf an Kopf. Wer hier verliert, verliert wohl alles.

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