Umkämpftes Deutschlernen
Minister stützt Förderklassen – Grüne für Evaluierung
Der Adressat der vom Logopäden und Lehrer für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache Ali Dönmez initiierten Petition zur Abschaffung der Deutschförderklassen ist nach wie vor überzeugt von diesem Instrument der Sprachförderung. Bildungsminister Heinz Faßmann reagierte am Montag auf Dönmez’ im STANDARD-Interview geäußerte Kritik beharrend: „Die Deutschklassen funktionieren“, sagte er. „Mehr als 80 Prozent der Kinder konnten nach einem Jahr in die Regelklasse wechseln. Damit hält sich der Schullaufbahnverlust in Grenzen. Das Eintauchen ins Sprachbad der Regelklasse funktioniert oft nicht, weil die Kinder mit Muttersprache Deutsch in manchen Regionen nicht die Mehrheit sind.“
Dönmez, der bis Montag mehr als 8500 Unterschriften gesammelt hat, pocht auf eine integrative, systematische Sprachförderung vom Kindergarten an. Eigene Deutschklassen seien stigmatisierend und würden ihren Zweck gar nicht erfüllen.
Die Bildungssprecherin des grünen Koalitionspartners, Sibylle Hamann, pocht zuallererst auf eine Entideologisierung der Frage der Deutschförderung: „Die Separierung von Kindern darf niemals ein Selbstzweck sein.“Zum Deutschlernen brauche es „intensiven speziellen Sprachunterricht in Kleingruppen und parallel dazu soziale Integration und Beziehungen mit deutschsprachigen Kindern, um Sprache im Alltag auszuprobieren.“Es gebe vielerorts gute Modelle, andere funktionierten leider gar nicht. Darum plane man eine Evaluierung.
Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre wiederum sieht in den Deutschförderklassen „keine Erfolgsgeschichte und schon gar keinen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit“. Sie basierten auf einem „überholten pädagogischen Konzept“. Künsberg Sarre fordert stattdessen „eine ordentliche Finanzierung der integrativen Sprachförderung im Rahmen des Unterrichts, eine Entideologisierung der Debatte und eine Unterstützung der Schulen im Rahmen der Autonomie“.