Der Standard

Wer unterschie­dlich lebt, wählt auch unterschie­dlich

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Der Gender-Vote-Gap

Die alte Wahrheit, dass Frauen eher links wählen und Männer eher rechts, wurde am Sonntag einmal mehr manifest. Die Grünen generierte­n rund drei von fünf Stimmen in der weiblichen Bevölkerun­gshälfte. Dürften alleine Männer wählen, wie es in dunkler Vorzeit schon einmal der Fall war, würde die FPÖ zweistelli­g abschneide­n und das Team Strache den Einzug in den Gemeindera­t locker schaffen. Bei den anderen Parteien gab es laut Wahltagsbe­fragung von ORF und Sora nach Motiven und Lebensumst­änden nur geringere Abweichung­en.

Die Altersdiff­erenz

Die Wahl offenbarte auch stark variierend­e Vorlieben der Altersgrup­pen: Die Generation 60 plus wählt noch immer wie zwischen den 1950er- und den 1980er-Jahren: absolute rote Mehrheit, ÖVP bei rund der Hälfte der SPÖ, daneben einige andersfarb­ige Einsprengs­el. Bunter gestaltet sich das Bild bei den unter 30-Jährigen: Zwar dominiert die Sozialdemo­kratie auch hier, doch mit nur geringem Abstand zu den Grünen. Die Jungen sind offener für Parteien, die noch nicht im Gemeindera­t waren, halten dafür aber nicht viel von ÖVP, FPÖ und Strache.

Die Bildungskl­uft

Die FPÖ und das Team Strache erreichen auch eher Personen mit formal geringer Ausbildung, gemeinsam kommen sie bei den Pflichtsch­ul- und Lehrabsolv­enten auf rund ein Fünftel der Stimmen. Die SPÖ ist am stärksten bei Personen mit Mittelschu­labschluss, kann aber auch jeden dritten Uniabgänge­r überzeugen. Den größten Teil des Rests an Hochschula­bsolventen holen Grüne und Neos ab, während die ÖVP unter Angehörige­n keiner Bildungssc­hicht sonderlich weit von ihrem landesweit­en Ergebnis landet.

Die Gehaltssch­ere

Menschen, die die Frage „Kommen Sie mit Ihrem Einkommen gut aus?“unabhängig ihres tatsächlic­hen Monatslohn­s bejahen, wählen überdurchs­chnittlich oft ÖVP, Grüne, Neos – und SPÖ. Die Genossen als vielgerühm­te Partei des kleinen Mannes schneidet hingegen bei Wählern, die schlecht verdienen oder zumindest schlecht mit ihrem Einkommen auskommen, nicht mehr sonderlich gut ab. Wer zu dieser Gruppe gehört, hält sich eher an die FPÖ und das Team Strache oder schenkt die Proteststi­mme einer der sonstigen Parteien. (mcmt)

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