11., SIMMERING wird von Blau zu Rot wechseln
An Paul Stadler lag die blaue Niederlage wohl nicht. Der bisher amtierende Bezirksvorsteher war hier in Simmering über Parteigrenzen hinweg angesehen. „Der Stadler war einer von uns“, formuliert das ein Mann, der an der Simmeringer Hauptstraße in einem Schanigarten sitzt. „Der Pauli hat sich jeden angehorcht“, sagt einer am Nebentisch. Davon, dass nun die Roten wieder übernehmen, ist man hier am Stammtisch wenig begeistert. Die würden das mit der Integration nicht hinbekommen, glauben die Männer. Schuld an der Niederlage Stadlers, so meinen sie, war der Bund. „Nur weil einer im Urlaub deppert daherredet, bringt er die ganze Partei um“, sagt einer.
Stadler sieht dass ähnlich. Weil die „Schwachköpfe“Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus der FPÖ geschadet hätten, werde nun die Basis bestraft, zitierte ihn das Gratisblatt Heute. Ob er in den Gemeinderat wechsle, wisse er noch nicht. Die Pension käme ebenfalls in Frage, so der 63-Jährige.
Auch SPÖ-Befürwortern kommt kein schlechtes Wort über Stadler über die Lippen. „Er war eine super Persönlichkeit, ein Sympathieträger“, sagt eine Frau, die, einen Besen in der Hand, vor einem Geschäft an der Simmeringer Hauptstraße steht, „nur für die falsche Partei.“Ihr Vater meint, es sei trotzdem gut, dass der Bezirk nun wieder auf Rot wechselt. Immerhin sei er durch die SPÖ – sie regierte hier bis 2015 – an seine Sozialwohnung gekommen.
Was sie vom wohl kommenden Bezirksvorsteher halten, wissen sie nicht – sie kennen seinen Namen nicht. „Aber da vorne ist er auf einem Plakat“, meint der Herr. SPÖSimmering-Spitzenkandidat Thomas Steinhart, 47, ist hier nicht besonders bekannt, auch wenn er drei Jahre lang Klubobmann im Bezirksrat war. Er ist gelernter Gärtner, in seinem Betrieb in Simmering züchtet er vor allem Melanzani und Kräuter, die von der Genossenschaft LGV vermarktet werden. Bei der LGV ist er auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
Im Gespräch mit dem STANDARD gibt er sich bescheiden: Erst wolle er einmal die endgültige Auszählung abwarten. Stand Montag lag die SPÖ bei drei Prozent Schwankungsbreite 15 Prozentpunkte vor der FPÖ. Was Steinhart machen will, sobald das fix ist? Das Grätzel beleben, Arbeitsplätze schaffen und die Gesundheitsversorgung ausbauen, sagt er. (elas)