SPÖ mit Grünen
Es wäre jene Variante, bei der Bürgermeister Michael Ludwig in mehrerlei Hinsicht auf die sichere Karte setzen würde: die Fortsetzung der bisherigen rotgrünen Koalition. Doch während die amtierende Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) von einem „klaren Auftrag“für Rot-Grün III sprach, ließ sich Ludwig nicht zu einem Bekenntnis zu seinem aktuellen kleinen Koalitionspartner hinreißen.
Doch es gibt durchaus Argumente für beide Seiten, die für die Fortsetzung der Koalition sprechen: Da wäre einerseits der Faktor Beständigkeit in Zeiten der Krise, andererseits aber auch die äußerst stabilen Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat.
In vielen Themenbereichen gibt es zudem inhaltliche Schnittmengen: So sind die beiden vor allem in der Sozialpolitik auf einer Linie. Gesehen hat man das zum Beispiel bei der Diskussion rund um die Einführung der Sozialhilfe neu. Da waren sich Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und die eigentlich als Sozialpolitikerin bekanntgewordene Hebein schnell einig, bevor sie gemeinsam mit dem Gang zum Verfassungsgerichtshof drohten. Auch beim Thema Wohnen sind sich Grün und Rot beim Fokus auf die Errichtung neuer Gemeindebauten einig. Hier würden weder eine Deutschpflicht noch höhere Mieten für Besserverdienende zur Diskussion stehen.
Eindeutige Bruchlinien gibt es im Bereich Verkehr. Und diese wurden gerade wenige Wochen vor der Wahl virulent und gipfelten in dem öffentlich ausgetragenen Streit rund um die autofreie Wiener City. Hebein könnte es sich nicht leisten, das Projekt in einer etwaigen nächsten Regierungsperiode als begraben zu erklären, Ludwig müsste also hier einen Kompromiss finden. Auch an Projekten wie dem Lobautunnel kann man die Gegensätze festmachen: Mit den Grünen als Koalitionspartner würde sich Ludwig den Widerstand gegen derartige Projekte erneut in die eigene Koalition holen.
Und nicht zuletzt dürften sich die Vertreter jener Bezirke, die als Kritiker der rot-grünen Koalition gelten und die von Projekten wie den Pop-up-Radwegen sehr wenig halten, gestärkt sehen: So gewann die SPÖ aller Voraussicht nach etwa nicht nur in Simmering und der Leopoldstadt den Bezirksvorsteher zurück, sondern legte überhaupt in den Flächenbezirken überproportional viel zu.