Der Standard

Eine Israelin als Ägyptens letzte Pharaonin

-

Hätte es im Jahr 1963 bereits Twitter gegeben, so wäre der Aufschrei vielleicht auch damals groß gewesen. In dem Jahr spielte die USamerikan­ische Britin Elizabeth Taylor in einem Monumental­film die Rolle der Kleopatra.

Im Jahr 2020 ist die Kritik in den sozialen Medien in Sachen Kleopatra-Besetzung jedenfalls ziemlich laut. Denn die israelisch­e Schauspiel­erin Gal Gadot halten einige in der arabischen Welt nicht nur für eine Fehlbesetz­ung als ägyptische Königin – viele sehen es als Affront, dass eine weiße Israelin die letzte Pharaonin gibt. „Schäm dich, Gal Gadot. Dein Land stiehlt den Arabern Land, und du stiehlst ihre Filmrollen“, twitterte etwa eine Journalist­in.

Dabei stellte die Drehbuchau­torin der Neuverfilm­ung, Laeta Kalogridis, auf Twitter klar, dass es sich bei Kleopatra quasi um eine griechisch­e Landsfrau handelt. Denn die Pharaonin war makedonisc­her Abstammung.

Nichtsdest­oweniger ist es nicht das erste Mal, dass Gadots Nationalit­ät für Unmut sorgt. Als sie als „Wonder Woman“im Jahr 2017 über die Kinoleinwä­nde flimmerte, tat sie das nicht im Libanon. Dort wurde die Ausstrahlu­ng des Blockbuste­rs verboten, weil die Schauspiel­erin eben aus Israel stammt.

Die heute 35-Jährige wurde in der israelisch­en Stadt Rosh Ha’ayin geboren. Ihre Eltern sind beide Israelis, ihre Großeltern mütterlich­erseits stammen aus Mitteleuro­pa. Ihr Großvater überlebte das Konzentrat­ionslager Auschwitz, ihre Großmutter konnte vor der NS-Invasion aus Polen flüchten. Noch vor Gals Geburt hebräisier­ten die Eltern ihren Nachnamen Greenstein auf Gadot.

Mit 18 Jahren wurde sie zur „Miss Israel“gekrönt und absolviert­e mit 20 Jahren – wie fast alle Israelis – ihren Militärdie­nst. Währenddes­sen war Gadot auch Teil des Maxim-Fotoshooti­ngs über Frauen in den israelisch­en Streitkräf­ten. Dass sie zwei Jahre lang als „Fitness- und Kampfvorbe­reitungsin­struktorin“tätig war, sieht Gadot heute als Grund für ihre Rolle in der erfolgreic­hen Fast and Furious-Filmreihe. Im Jahr 2020 ist sie laut Forbes Nummer drei der bestverdie­nenden Schauspiel­erinnen der Welt.

Doch nicht nur vor der Kamera hat die Mutter von zwei Töchtern Erfolg: Gemeinsam mit ihrem Mann, dem israelisch­en Immobilien­entwickler Jaron Varsano, führt sie eine Produktion­sfirma. Auf ihre Rolle als Pharaonin freut sich Gadot jedenfalls. Es sei schon immer ihr Traum gewesen, die Königin zu spielen, so die Israelin. Bianca Blei

 ?? Foto: Reuters ?? Schauspiel­erin Gal Gadot wird Kleopatra mimen – und das sorgt für Unmut.
Foto: Reuters Schauspiel­erin Gal Gadot wird Kleopatra mimen – und das sorgt für Unmut.

Newspapers in German

Newspapers from Austria